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Altmarkkreis Salzwedel: Wirtschaft boomt, Personal fehlt

Wirtschaftskraft

Altmarkkreis Salzwedel: Wirtschaft boomt, Personal fehlt

Fachkräfte sind immer gefragt. Eine gute Ausbildung ist die Basis für eine die weitere Berufsentwicklung, oft mit Fach- und Hochschulstudium.

Der Altmarkkreis Salzwedel ist der drittgrößte Landkreis in Sachsen-Anhalt, verfügt aber über die Fläche eines Bundeslandes, und zwar der vom Saarland. 84 457 Menschen leben in dem nordwestlichsten Landkreis von Sachsen-Anhalt. Eine Region, die seit Jahrhunderten stark von der Landwirtschaft geprägt ist. Von Oliver Becker Insgesamt waren im Dezember 2017 in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei 1452 Menschen angestellt. Die Spitzenposition in unserem Landkreis belegt das verarbeitende Gewerbe mit 4772 Beschäftigten, gefolgt vom Handel, Instandhaltung und Reparatur, die in einer Wirtschaftsgruppe zusammengefasst wurden, mit 3732 Beschäftigten und der Wirtschaftsgruppe Heime und Sozialwesen mit gesamt 2954 Beschäftigten, gefolgt von dem Baugewerbe, in welchem 2482 Menschen berufstätig waren. (Alle Angaben Stand 2017). Die Wirtschaft ist im Jahr 2017 so kräftig gewachsen wie zuletzt im Jahr 2011. Das Bruttoinlandsprodukt stieg preisbereinigt um 2,2 Prozent und für 2018 werden sogar 2,4 Prozent prognostiziert. Die Auftragslage, gerade im Handwerk, wird von den Unternehmern als sehr gut bewertet. Auch das Dienstleistungsgewerbe kann nicht über eine mangelnde Nachfrage klagen. Somit gesamt gesehen beste Voraussetzungen für einen optimistischen Blick in Richtung Zukunft. Aber Grund zur Zufriedenheit gibt es doch nicht so recht.

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Hohes Auftragsaufkommen und wenig Personal führt zu längeren Wartezeiten beim Kunden

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Das Ausbildungsangebot ist in der Region weit gefächert. Oft kommt es auch auf das richtige Fingerspitzengefühl an.

Fachkräftemangel mindert den optimistischen Ausblick

In vielen Gewerken und Dienstleistungsunternehmen fehlt es an Fachkräften. Kundenbestellungen liegen vor und die Auftragsbücher sind somit gut gefüllt, doch aufgrund der Personalsituation in zahlreichen kleineren, aber auch größeren Unternehmen, kann nicht so gearbeitet werden wie gewünscht.

Die Kunden müssen sich in Geduld üben und in einer Warteschlange einreihen.

Und diese Situation stößt bei beiden Seiten nicht auf Begeisterung. Auch in punkto Ausbildung ist die Entwicklung nicht gerade als positiv zu benennen. Zahlreiche Unternehmen der Region investieren in die Ausbildung des Nachwuchses, um der Jugend einen Arbeitsplatz vor der Haustür zu ermöglichen und um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Dabei ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Ausbildung des Nachwuchses auch eine gewisse Belastung für die jeweiligen Unternehmen darstellt. Und das in zeitlicher wie in finanzieller Form. Besonders für mittelständische Unternehmen und kleine Familienbetriebe stellt dieses oft eine wirtschaftliche Herausforderung dar. Doch es soll und muss jungen Menschen eine Chance zum Start in das Berufsleben gegeben werden, zudem es auch ein Fortbestand des eigenen Unternehmens bedeutet. Doch viele Betriebe mit einem Ausbildungsangebot klagen darüber, dass ein hoher Prozentsatz der Ausbildungsverträge wieder gelöst wird. Für 2012 wurde noch eine Zahl von 33 Prozent genannt. Beängstigend, denn die Auszubildenden von heute, sollen ja die Fachkräfte von morgen sein.

Fachkräfte, die fast in allen Bereichen der Wirtschaft dringend benötigt werden.

Selten waren die beruflichen Perspektiven so rosig wie sie seit einigen Jahren sind und doch wird die Chance zu wenig wahrgenommen. So haben einige Unternehmen schon kapituliert und bieten keine Ausbildung mehr an.

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Ausbildung in der Kfz-Branche ist noch immer der Traum vieler junger Männer 
Fotos (6): Oliver Becker

Land und Kreis wollen Einstieg in Beruf erleichtern

Der Altmarkkreis Salzwedel versucht mit verschiedenen Programmen den jungen Menschen den Weg von der Schule in den Beruf zu ebnen. SchuBa–Schule-Beruf-Altmark ist ein solches Projekt. Das vorrangige Ziel ist es, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine koordinierte Orientierung zu geben und ihnen so einen erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Dazu haben der Altmarkkreis Salzwedel, die Agentur für Arbeit Stendal und das Jobcenter des Altmarkkreises Salzwedel eine Kooperationsvereinbarung getroffen, welche die Basis für eine verbesserte Unterstützungsstruktur am Übergang von der Schule zum Beruf bildet. Zusätzliche Unterstützung erhält das Programm durch die Koordinierungsstelle im Rahmen des Landesprogramms RÜMSA, was für Regionales Übergangsmanagement Sachsen-Anhalt steht.

Mit der Aktion „Deine Ausbildung - Deine Zeit - Deine Entscheidung“, die landesweit recht farbenfroh auf sich aufmerksam macht, soll das Interesse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wecken, die sich am Übergang von der Schule in den Beruf befinden. Aber auch für Menschen über 50 Jahren, Schulabbrechern, Menschen ohne Ausbildungsabschluss oder mit gesundheitlichen Einschränkungen wurden spezielle Programme zur Eingliederung in das Berufsleben entwickelt. „Niemand darf verloren gehen“, lautet das große Motto, bei dem alle Menschen Berücksichtigung finden sollen. Ein weiterer Weg der sich öffnet, ist der in die Selbstständigkeit. Es gibt viele Gründe sich dafür zu entscheiden. Doch auch wenn die Verlockung sicherlich groß ist, sein eigener Herr zu sein, muss dieser Schritt doch sehr gut überlegt und derjenige gut vorbereitet sein.

Das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) in der Salzwedeler Bahnhofstraße, zugehörig dem Kreisentwicklungsamt des Altmarkkreises Salzwedel, unterstützt die Menschen, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben, bei vielen weiteren die darauf folgen werden. Gemeinsam ziehen Land, Kreis, Kommunen und die einzelnen Unternehmen an einem Strang.

Es geht darum, den Wirtschaftsstandort Altmark auch weiterhin kontinuierlich auszubauen und vor allen Dingen darum, den Menschen vor Ort einen Arbeitsplatz zu bieten. In den vergangenen 17 Jahren seien im Landkreis über 200 Wirtschaftsprojekte mit rund 120 Millionen Euro gefördert worden, heißt es. Dadurch konnten fast 2000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

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Ob Hoch- oder Tiefbau. Im Baugewerbe boomt es wie noch nie.

Das verkehrstechnische Nadelöhr Altmark

Aber trotzdem ist die Politik in unserem Land gefordert, der strukturschwachen Region auch in Zukunft beizustehen und gezielt zu fördern. Eine besondere Hürde für die Ansiedlung weiterer Unternehmen ist vor allem in der schwachen Infrastruktur der Region zu finden. In einer Zeit, in der gerade diese selbst im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Denkens steht, ist eine schnelle Anbindung an die Industriezentren eine längst überfällige Notwendigkeit. Die Altmark ist verkehrstechnisch gesehen, scheinbar das letzte große Nadelöhr im gesamten Bundesgebiet. Kolonnen von Lkw´s auf den Bundes-, Kreis- und Gemeindestraßen stellen die Nutzer dieser Verkehrswege auf eine harte Geduldsprobe. Ein Blick auf den Atlas verdeutlicht das Dilemma, denn die nächsten Auffahrten auf die Schnellstraßen und Autobahnen befinden sich in weiter Ferne. Es ist auch der Politik bekannt, dass die Fahrzeuge von Salzwedel mindestens eine Stunde benötigen, um endlich in den nächst höheren Gang schalten zu können. Auch der Ausbau der A14 wird darin nichts ändern. Es vergeht wieder eine Stunde, bevor diese von Salzwedel aus erreicht wird.

Der Ausbau der Bundesstraßen ist das Mindeste, was für die Region verkehrstechnische eine Entlastung und gleichzeitig eine weitere Belebung der Wirtschaft bringen könnte.

Es wurde einiges erreicht, aber es gibt auch noch sehr viel zu tun.