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Aus den Kirchenglocken wurden Granaten

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Aus den Kirchenglocken wurden Granaten

Von Friedrich Wunderling Ostingersleben. Nach der Chronik von Behrends war 1255 schon eine Kirche in Ostingersleben. In den Jahren 1480 und 1790 ist sie im spätgotischen Stil neu hergestellt worden. Die Kirche hat einen alten Abendmahlskelch aus dem Jahr 1500. In der Mitte auf kleinen Schildern steht je ein Buchstabe, zusammen entsteht das Wort „Jesus“.Die Inschriften heißen auf Deutsch: „Im Jahre 1500 ward des rauen Todes Beute die Tochter Pauls von Bornstedt, die Witwe des gestrengen Johann von der Heide, Wisse, dass ihr Körper im Kloster Marienborn, wo ihre Schwester Priorin war, bestattet, und aus ihrem Geschmeide dieser Kelch gegossen wurde“.Auf dem Turm waren drei Glocken. Im ersten Weltkrieg mussten zwei, die große und die kleine, abgegeben werden, um daraus Granaten zu machen. Die Kleine wurde ganz durch das Turmloch geworfen, während die Große im Glockenraum zerschlagen wurde. Es wurde damals erzählt, dass sie erst beim 99. Schlag das erste Mal gesprungen sei. In den 50er Jahren ist durch das rührige Bemühen von Pastor Pozesny aus Schönebeck eine Glocke gekauft worden.Damals wurde das Läuten auch elektrifiziert, aber bald darauf wurde die Anlage wieder defekt. Durch Pastor Pozesny wurde damals auch die Kirche gründlich renoviert. Im Vorraum, wo Steinplatten lagen, sind ein neuer Fußboden und eine Decke aufgeführt worden.Der Aufgang zum Turm ist in die Kirche verlegt worden. Das Gestühl hat Pastor Pozesny neu hergerichtet. Der Altar wurde neu erstellt. Die Eichenplatte dazu hat der Meister Tangermann aus Wefensleben geliefert mit den Worten: „Für die Kirche ist mir die Eichenplatte gerade gut genug.“Die Maler waren am Werk. Ein neuer Kokosläufer durch die ganze Kirche kam hinzu. Die Magdeburger Kirchenleitung hat die Gesamtaufwendungen mit 50 000 Mark beziffert. Davon hat das Korristorium 12 000 Mark bezahlt, die Arbeiten von Pastor Pozesny sind mit 12 000 Mark bewertet worden und der Rest ist aus Spenden in der Gemeinde zusammen gekommen. Wahrlich eine gebefreudige Gemeinde. Nach der Renovierung wurde ein Kirchenfest gefeiert, das mit den Thüringer Sängerknaben, dem Probst aus Magdeburg und vielen Gästen insgesamt eine Woche dauerte.Das Pfarrhaus ist zur Zeit des Pastors Wisliceny erbaut worden, dieser hatte hier gewirkt von 1831 bis 1860. Neuerlich ist das Pfarrhaus 1981/82 neu renoviert worden, 1983 das Dach neu gedeckt, ehe der jetzige Pastor Göppel eingezogen ist. Dieser hatte nach seinem Einzug eine Garage gebaut, beim Hausanputz viel geholfen und den Pfarrgarten in Ordnung gebracht.

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Die Kirche und das Pfarrhaus in Ostingersleben haben über die Jahre viel erlebt, erste Kirche schon 1255 erbaut. Die Sankt-Gangolph-Kirche ist die evangelische Kirche des Dorfes Ostingersleben. Foto: privat

Kurioses

Lichtspiele werben für Charlie Chaplin

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Wolmirstedt (ho). Die Museumsleiterin Anette Pilz hat eine Annonce aus dem Jahr 1927 entdeckt. In den Wolmirstedter Lichtspielen im Bürgergarten wurde Charlie Chaplin „in seinem schönsten und größten Abenteuerfilm“ gezeigt, wie es in der Anzeige heißt. Neben dem Streifen „Goldrausch“ lief auch die Tragikomödie „Im letzten Moment“. Dazu spielte „die beliebte Hauskapelle“ der Lichtspiele. Für den Sonntagnachmittag war eine Kindervorstellung angesetzt.

Tischtuchverbot wurde erteilt

Wolmirstedt (ho). In einer weiteren Annonce aus dem Jahr 1918 heißt es: „Ein strenges Tischtuchverbot ist infolge vielfacher Umgehungen vom 1. Juli ab von der Reichsbekleidungsstelle angeordnet worden. Von dem Verbot werden jetzt auch die Klubs, Kasinos, Kantinen usw. betroffen. Papiergarntischtücher dürfen auch ferner verwandt werden. Bei Privatgesellschaften, Hochzeiten usw. dürfen Tischtücher verwendet werden, wenn sie von den Veranstaltern mitgebracht werden. Die durch das strenge Verbot gewonnenen Wäschstücke sollen in erster Linie für Säuglingswäsche benutzt werden.“