Ausstellung „Jugendkultur in Stendal: 1950 - 1990“ im Altmärkischen Museum: So war unsere Jugend in Stendal
Ich liebe meine Altmark
Stendal (dly) Ob Bierkeller, Barcafé Altmark, Eisbar „Pinguin“, Waldfrieden, Klubhaus der Jugend, später auch die Seeterrasse und der Jugendklub „XI. Parlament“ – zwischen 1950 und 1990 gab es in Stendal ausreichend Angebote für junge Leute, um am Wochenende – und auch mal zwischendurch – zum Tanz zu gehen. Hatten anfangs Livekapellen das musikalische Sagen, kamen in den 1970er Jahren mehr und mehr die Diskotheken zum Zuge. Und auch der Musikgeschmack hat sich im Laufe der Jahrzehnte geändert: Tanzmusik und Schlager gingen fast immer, Rock`n`Roll und Beatmusik, später Blues, Metal und die Neue Deutsche Welle waren immer auch Ausdruck der jeweiligen Jugendkultur.
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Wie die in den Jahrzehnten zwischen 1950 und 1990 in Stendal ausgesehen hat, damit hat sich mehrere Jahre lang ein Forschungsteam der Hochschule Magdeburg-Stendal unter Leitung von Prof. Günter Mey beschäftigt. Mit mehr als 30 Stendalern oder ehemaligen Stendalern wurden Interviews geführt, zudem wurden Fotos, Kleidungsstücke, Schallplatten und andere ganz persönliche Erinnerungsstücke zusammengetragen.
Das Ergebnis ist seit April im Altmärkischen Museum zu sehen – noch bis zum 18. August. Dann endet die Ausstellung „Jugendkultur in Stendal: 1950 - 1990“ mit einer Finissage mit Sommerfest. Für die Musik an diesem Nachmittag sorgen dann ab 16 Uhr unter anderem Klaus Grigoleit und Helmut „Billy“ Groth, die in den 1970er und 1980er Jahren als sogenannte Schallplattenunterhalter (später DJ genannt) aufgelegt haben.
Doch die Musik der jeweiligen Jahrzehnte ist nur einer von drei Schwerpunkten der Ausstellung. In den anderen geht es um die Veranstaltungen und Veranstaltungsorte und um die Kleidung von damals. Selbstgemachte Jeanstasche, Batik-Shirt, Minirock, Flower-Power-Muster – die Ausstellung im Altmärkischen Museum lädt nicht nur Stendaler zu einer Zeitreise ein. Die aber, also die Stendaler, kommen selbst zu Wort. Denn auf einem der Monitore werden Ausschnitte aus den Interviews gezeigt.
„Mit der Ausstellung wollen wir am Beispiel der Hansestadt Stendal zeigen, wie Jugendkultur in der ländlichen Region einer kleinen Stadt in der DDR praktiziert wurde“, sagt Prof. Günter Mey, der das Projekt initiiert hatte. Beleuchtet werden soll dabei besonders das Spannungsfeld zwischen offizieller Jugendkultur und der eigenproduzierten Nischenkultur mit ihren Kreativitätspotenzialen, Aktivitäten und Gesellschaftsformen und die daraus entstehenden Konfliktzonen. So gab es Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre einen „Elvis-Presley-Klub“, in dem sich Lehrlinge des Reichsbahnausbesserungswerkes zusammengetan hatten. Als sogenannte Halbstarke wurden diese Clubs nicht nur von der Polizei, sondern auch vom Ministerium für Staatssicherheit genau beobachtet.