Wirtschaft ANZEIGE

Und immer ist da ein Fünkchen Wahrheit

DAS ist meine Börde

Und immer ist da ein Fünkchen Wahrheit

Von Margitta Häusler  Rogätz - Um den Klutturm von Rogätz – diesen mächtigen Wohnturm aus dem Hochmittelalter – soll einst eine goldene Kette dreißig mal herum gewunden gewesen sein. Eine hübsche Sage, aber sicher ist kein Körnchen Wahrheit darin enthalten. Ganz anders verhält es sich bei jener Geschichte, die von frühen Burgherren berichtet, welche eine Kette von der Burg durch die Elbe gespannt hätten, um Schiffe aufzuhalten und ihr Zollrecht durchzusetzen.Dieses Recht gab es wirklich. Die Burgherren, die Familie von Alvensleben, haben es fast 500 Jahre lang durchgesetzt. Erhoben hat das Wegegeld jedoch der jeweilige Pächter der Rogätzer Fähre. Und wirklich, da soll schon mal dieses oder jenes Schiff an der Vorbeifahrt gehindert worden sein, berichten alte Akten. Sie belegen eine Beschwerde von Tangermünder Stadtvätern, weil man von ihnen in Rogätz Zoll kassiert hatte, obwohl ihnen eigentlich freie Fahrt zustand. Die Phantasie der Menschen fügte schließlich noch etwas Mysteriöses hinzu: das Seil von der Burg über die Elbe hinweg.                     

DAS ist meine Börde

##publishingDate##

Und immer ist da ein Fünkchen Wahrheit-2
Die Rogätzer sind stolz auf ihren Klutturm. Fotos: Margitta Häusler

Auftakt für 875 Jahre Rogätz / Sagen und Schauergeschichten über die Burg               

Und immer ist da ein Fünkchen Wahrheit-3

Eine andere Schauergeschichte spielt im ehemaligen Schloss, dessen Giebel einst der Elbe zugewandt war. Ein Gemälde zeigt, dass dies bis Ende des 19. Jahrhunderts wirklich so war (siehe Gemälde von Fritz Lecke, 1884, im Besitz des Museums Wolmirstedt). Ein Inventarium von 1687 bestätigt, dass sich im Schloss eine sogenannte blaue Stube befunden hat. Von dort hatte man garantiert einen herrlichen Ausblick über die Elbe hinweg.

In der Stube habe sich einst ein Offizier erschossen. Das Blut bespritzte Fußboden und Wand. Trotz vielen Aufwischens traten die Flecken immer wieder hervor, hieß es. Fortan traute sich niemand in das Zimmer, zumal der Offizier des Nachts herumgespukt haben soll. Verständlich, dass sich da die Menschen gruselten.

Ganz und gar schrecklich und auch noch größtenteils wahr ist, was aus den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges berichtet wird. Damals überschwemmten kaiserliche Truppen das Erzstift Magdeburg. 150 Mann von ihnen saßen allein auf der Burg Rogätz. Diese stattliche Burganlage galt bis 1625 als uneinnehmbar. Angeblich hatte ein Kaplan oder Messpfaff durch Hexerei den alten Turm stich- und kugelfest gemacht.
              

Und immer ist da ein Fünkchen Wahrheit-4
Fritz Leckes Gemälde des ehemaligen Rogätzer Schlosses von 1884 besitzt das Museum Wolmirstedt.

Weder Schwerter, Äxte, Hellebarden noch Flintenkugeln konnten dem wehrhaften Turm etwas anhaben. Erst als die Belagerer mit Waffen kämpften, die aus Holz gefertigt waren, soll die Zauberei nicht mehr gewirkt haben. So war am 29. März 1626 der vermeintliche Bann gebrochen worden.

Dänische Truppen mit Fuchs von Bimbach an der Spitze griffen Rogätz an. Sie rückten aus Stendal kommend vor, während jenseits der Elbe schon seit Monaten das Heer des Grafen Ernst von Mansfeld lagerte. Ihre Truppen eroberten gemeinsam die Burg und metzelten deren kaiserliche Besatzung grausam nieder. „Schade, dass der Pfaff seine Leute nicht gegen Holz durch Zauberei geschützt hatte“, ist im Altmärkischen Sagenschatz von 1908 nachzulesen.

So schlimm die Zeiten auch waren, der Klutturm mit seinen dicken Mauern überstand bis heute alle Gefechte und sogar zwei Brände.

Fast 1000 Jahre thront er nun schon auf dem Hochufer über dem Zusammenfluss von Elbe und Ohre. Kein Wunder, dass dieser Turm den Rogätzern so viel bedeutet.
               

Flechtingen:

Privatfotos von Frau Rüdiger aus Haldensleben zur Serie „Meine Heimat anno dunnemals“ zeigen Ausflüge an den damaligen Flechtinger Steinbruch und die Arbeiter dort. Fotos: privat
Privatfotos von Frau Rüdiger aus Haldensleben zur Serie „Meine Heimat anno dunnemals“ zeigen Ausflüge an den damaligen Flechtinger Steinbruch und die Arbeiter dort. Fotos: privat
Und immer ist da ein Fünkchen Wahrheit Image 2
Und immer ist da ein Fünkchen Wahrheit Image 3
Damals das Kuhdorf und heute der Kurort

Arbeitgeber vieler Männer aus Flechtingen und Umgebung war der damalige „Große Steinbruch“ des Ortes (Foto oben). Das berichtet eine gebürtige Flechtingerin, die heute in Haldensleben wohnt (Name der Redaktion bekannt), in einem Brief an die Volksstimme. Sie kann sich an viele Geschichten aus ihrem Heimatdorf erinnern. So zum Beispiel daran, dass der Flechtinger Steinbruch früher ein beliebtes Ausflugsziel war – besonders an den Sonntagen (zwischen). „Dort erhielt man auch Getränke“, schreibt die Volksstimme-Leserin. „Auch Eckhardts Gasthaus mit anliegendem Garten wurde schon früher gern besucht“ (unten), heißt es in dem Brief. Dazu habe es eine schöne Aussicht auf die Umgebung gegeben, auf den See und die Burg. Spaziergänge habe man damals wie heute außerdem im beliebten Flechtinger Park gemacht. Zu Kinderzeiten um 1940 sei die Zeit schön, aber oftmals auch schwer gewesen, berichtet die gebürtige Flechtingerin. In der Sprache, in der mit den Kindern damals oft gesprochen wurde, nämlich auf Plattdeutsch, sagt sie: „For mik war et trotz allem ok ne schöne Tiet, die ik nich verjette, in mine Heimat Flechtich!“.