Die Angst vor der Blamage
WM 2018
In Russland grassiert die Angst. Einige Ergebnisse vor dem Turnier bereiteten Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow Sorgen – wie etwa das 0:3 gegen Brasilien, das 1:3 gegen Frankreich oder das 0:1 gegen Österreich. „Die Gegner waren stärker und in ihrer Qualität besser. Wir müssen unsere Probleme lösen und die Fehler korrigieren“, sagt Tschertschessow.
WM 2018
##publishingDate##
Russlands Nationalmannschaft tönte einst, die WM gewinnen zu wollen: „Das ist unsere Messlatte.“ Aus Euphorie ist Frust geworden. Die Gründe sind vielschichtig.
Auch dem früheren Dresdner Bundesliga-Torhüter ist klar: Für Russland ist die WM viel mehr als nur ein Fußballturnier. Diese Endrunde soll Russlands Selbstbild als Weltmacht demonstrieren. Das Regime Wladimir Putins möchte sich – wie bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi – im Glanz des Fußballs sonnen. Ein frühes Ausscheiden des eigenen Teams wäre entsprechend peinlich.
Dennoch gilt ein Debakel des Gastgebers mit einem Ausscheiden in der Vorrunde als nicht unwahrscheinlich, maximal scheint eine Achtelfinal-Teilnahme möglich. Dabei waren die Russen nach den Testspielen im Jahr 2017 optimistisch, bei der Heim-WM eine gute Rolle spielen zu können, trotz der Enttäuschung beim Confed Cup mit dem Aus in der Gruppenphase. Von der guten Stimmung ist aktuell nicht mehr viel übrig, die Vorfreude ist der Ernüchterung gewichen. Die Dopingverdächtigungen rund um die „Sbornaja“ tun ihr Übriges.
3 Gegentore kassierten die Russen in ihrem letzten Spiel bei einem großen Turnier, der EM 2016. Neben dem 0:3 gegen Wales gab es ein 1:2 gegen die Slowakei und ein 1:1 gegen England.
Und dennoch steigerten einige Spieler den Druck auf sich selbst noch zusätzlich. „Unser höchstes Ziel ist es, die WM zu gewinnen. Das ist unsere Messlatte“, sagte – der später aussortierte – Stürmer Anton Sabolotny mit etwas Größenwahn. Immerhin sah er ein: „Wir werden einen anderen Fußball zeigen müssen.“
Zu allem Überfluss sorgten im Frühjahr zwei Ex-Bundesliga- Spieler für Unruhe. Roman Neustädter und Konstantin Rausch wurden gesehen, als sie nach der Testspielpleite gegen Brasilien aus einer Disco kamen. Beide wurden hernach mit einer Geldstrafe belegt und letztlich aus dem Kader gestrichen. Neustädter (Ex-Schalker, jetzt Fenerbahçe Istanbul) hatte für seine Karriere in der Nationalmannschaft sogar seinen deutschen Pass abgegeben. Und Rausch, einst Junioren-Nationalspieler Deutschlands, war, um sich für die WM in den Vordergrund zu spielen, im Winter vom 1. FC Köln zu Dinamo Moskau gewechselt. Nun muss er wie Neustädter die WM vor dem Fernseher verbringen.
Zahlen und Fakten
SCHNELLCHECK
1995 gegen San Marino und 2015 gegen Liechtenstein (7:0)
Höchste Pleite
1912 gegen Deutschland (0:16)
Rekordnationalspieler
Sergey Ignashevich (121 Spiele)
Rekordtorschütze
Aleksandr Kerzhakov (30 Tore)
Wert des WM-Kaders
137 825 000 Euro*
* Alle Marktwerte laut
www.transfermarkt.