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„Die Jungs benötigen Zeit“

Anstoss - Fußballsaison 2019/2020 im Landkreis Börde

„Die Jungs benötigen Zeit“

Der FSV Barleben ist mit einem 4:1-Sieg gegen Rot-Weiß Thalheim in die neue Verbandsligasaison gestartet. Hinter dem Team von Christoph Schindler liegt ein großer Umbruch. Sportredakteur Christian Meyer unterhielt sich mit dem 31-Jährigen vor Saisonbeginn über die abgelaufene Saison und die neue Energie im Team.Für viele Co-Trainer ist es nicht einfach, später in die Chefrolle zu rücken, weil man als Assistent meistens der lockerere Typ ist. Wie haben Sie es geschafft, sich die nötige Akzeptanz zu erarbeiten?Ich hoffe, dass ich akzeptiert bin. Wie so häufig im Leben geht es um Wertschätzung. Ich selbst habe natürlich unter mehreren Trainertypen gespielt. Die Einen haben sich bemüht, alle gleich zu behandeln und durch kleine Gesten und vor allem durch Ehrlichkeit, jedem Spieler zu zeigen, dass er wertvoll ist. Die Anderen hatten ihre Lieblinge, Vier-Augen-Gespräche und individuelle Hilfestellungen gab es nicht für alle. Deswegen möchten wir offen und ehrlich mit jedem umgehen, auch wenn es nicht immer einfach ist. Wir legen viel Wert auf Kommunikation und fahren damit einen guten Kurs. Des Weiteren geht es um eine vernünftige Vor- und Nachbereitung. Wenn die Spieler merken, dass der Trainingseinheit viel Arbeit und Planung vorausgegangen ist, respektieren sie das und zahlen es mit Leistung zurück. Es ist ein Geben und Nehmen.

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Fabian Richter (links) kämpft mit dem SVA wieder um den Klassenerhalt. Foto: Stefanie Brandt

Verbandsliga: Interview mit Barlebens Cheftrainer Christoph Schindler

„Wir haben gemerkt, dass die drei Jahre in der Oberliga enorm viel Kraft gekostet haben. Nicht nur die Mannschaft, sondern der ganze Verein musste am Limit arbeiten, was eine gewisse Müdigkeit und Kraftlosigkeit zur Folge hatte.“

Der FSV Barleben schloss die Vorsaison auf Rang vier ab, holte aber nur 49 Punkte aus 30 Partien. Wie fällt ihr Fazit aus und was waren Gründe für das Abschneiden?

Mit dem vierten Platz können wir gut leben. Allerdings waren unsere Leistungen zu wechselhaft. Gegen vermeintlich spielschwächere Teams haben wir uns unnötig schwer getan, während wir gegen die Topteams ordentliche Leistungen geboten haben. Insgesamt haben wir zu viele Punkte verschenkt, weswegen wir weit hinter dem Spitzentrio zurücklagen. Wir haben gemerkt, dass die drei Jahre in der Oberliga enorm viel Kraft gekostet haben. Nicht nur die Mannschaft, sondern der ganze Verein musste am Limit arbeiten, was eine gewisse Müdigkeit und Kraftlosigkeit zur Folge hatte. Dennoch haben wir die Saison vernünftig durchgezogen. Wenn man betrachtet, dass viele Teams, die aus der Oberliga zurückkehrten, am Saisonende in ganz anderen Regionen gelandet sind, kann man vor der Leistung der Truppe schon den Hut ziehen.

Im Sommer gab es einen großen Umbruch im Team. Insgesamt kamen zehn neue Spieler. Was erwarten Sie von Ihren neuen Akteuren und der gesamten Mannschaft in dieser Spielzeit?

Wenn man Rick Goedicke und Sören Zeitz dazuzählt, die wir aus der zweiten Mannschaft hochgezogen haben, sind es sogar zwölf Neuzugänge. Ein derart großer Umbruch war eigentlich nicht geplant. Da sich aber einige Spieler erst im Juni entschieden haben, uns zu verlassen, gab es keine andere Möglichkeit. Und heute, nach vier gemeinsamen Trainingswochen mit der neuen Mannschaft, kann ich ein positives Fazit ziehen. Die vielen neuen Spieler bringen ordentlich Schwung in die Einheiten, weswegen auch die „Alten“ wieder den ein oder anderen Schritt mehr gehen müssen. Das ist auch schon das Erste, was ich erwarte, natürlich nicht nur von den Neuen. Jeder soll sich bestmöglich einbringen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Wir müssen zu einer Einheit werden. Da geht der Blick vor allem nach Haldensleben. Marco Wagner schaff t es, seine Truppe so einzustellen, dass sie alles für das ausgeschriebene Ziel geben. Mit dieser mannschaftlichen Geschlossenheit haben sie es in der letzten Saison geschafft, uns zweimal zu besiegen. Neben der Leidenschaft für den Fußball verlangen wir eine gewisse Professionalität und Lernbereitschaft. Auch wenn es eine Floskel ist. Jeder ist für die Mannschaft wichtig, jeder wird gebraucht. Wir erwarten auch Respekt gegenüber eines Jeden im Verein.

„Generell bin ich eventuell etwas naiv an die Aufgabe gegangen. Die Finanzen spielen doch eine weitaus größere Rolle, als ich vorher annahm. Die sportliche Perspektive rückt leider in den Hintergrund.“

Sind Sie zufrieden mit dem Transferfenster, das aus Barleber Sicht sehr schleppend begann oder gibt es noch einen Spielertypen, der Ihnen fehlt?

Bisher gehörte die Kaderzusammenstellung nicht zu meinen Aufgaben. Es war also das erste Mal, dass ich aktiv mithelfen konnte, unsere Mannschaft aufzubauen. Das war eine sehr spannende Zeit mit guten und schlechten Erfahrungen. Generell bin ich eventuell etwas naiv an die Aufgabe gegangen. Die Finanzen spielen doch eine weitaus größere Rolle, als ich vorher annahm. Die sportliche Perspektive rückt leider in den Hintergrund. Das ist natürlich eine besorgniserregende Tendenz. Dennoch konnten wir einen guten Kader zusammenstellen. Wir haben viele junge Spieler dazugewinnen können, die sich in der Verbandsliga versuchen möchten. Sie sind hochmotiviert und sehr lernwillig. Wir sind in der Breite deutlich besser besetzt und können so Ausfälle besser kompensieren, als in der Vorsaison. Mit dem Kader sind wir zufrieden. Wir haben uns noch einmal deutlich verjüngt, weswegen wir nicht zu viel erwarten sollten. Die Jungs benötigen Zeit, um sich zu entwickeln und wir werden versuchen, ihnen diese Zeit zu geben.

Haben sich in der Vorbereitung bereits einzelne Spieler in Vordergrund gerückt?

Da wir eine andere Altersstruktur im Team haben, sind Spieler in den Fokus gerückt, die sich bisher zurückgenommen haben. Wir müssen die vielen jungen Neuzugängen auch auf dem Platz unterstützen. Das geht nur, wenn jeder mithilft und seine Erfahrung einbringt. So sind vor allem Alexander Prinz und Christopher Kalkutschke positiv zu erwähnen. Sie fühlen sich in der neuen Situation wohl und nehmen so auch den bisherigen Führungsspielern wie Potyka, Göres und Piele etwas Arbeit ab. Aber auch von David Spitzer und Hendrik Romahn sind wir positiv überrascht. Sie versuchen trotz ihrer jungen Jahre Verantwortung zu übernehmen. Auch Lars‘ Position ist beachtenswert. Obwohl er erst vier Wochen im Team ist, versucht auch er, den Dachsen zu helfen.