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Eckern sammeln und Pinkeding spielen

DAS ist meine Börde

Eckern sammeln und Pinkeding spielen

Weferlingen - Veröffentlicht wurden die Erinnerungen von H. Helmecke im Allertal-Kalender von 1935. Die Familie wohnte an der damaligen Neuen Straße, heute Sophienstraße. Aus den Erinnerungen einige Auszüge: Eine andere lebhafte Tätigkeit entwickelte sich beim Sammeln von Bucheckern. Ich entsinne mich noch eines besonders ertragreichen Jahres. Meine Mutter, Schwester und ich nebst zwei Lehrlingen zogen mit Besen, Handwagen, Wurfschaufel, Harke und großem Maurersieb in den Wald auf eine besondere Parzelle. … An Ort und Stelle angekommen, wurde alles auf dem Erdboden Befindliche zusammengeharkt und gefegt, das Laub und Astzeug auf einen Haufen gepackt und der Boden nochmals gefegt. Die zusammengefegten Bucheckern wurden dann mit der Handschaufel gegen das aufgestellte Sieb geworfen. Während die Bucheckern durch das Sieb flogen, blieben Kapseln usw. vor dem Sieb liegen. Dann wurde die Ernte in eine Kiepe getan und nach Hause gefahren.In der Pumpmühle wurde dann aus den Eckern das Öl geschlagen. Ein besonderer Genuss für mich und auch für andere Kinder waren die noch warmen Ölkuchen. Wozu waren auch die Hosentaschen da? In diese wurden auch die Brocken der Ölkuchen gesteckt und dann stückweise auf dem Heimwege gegessen.          

DAS ist meine Börde

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Diese Ansicht von Weferlingen stammt aus der Zeit um 1900.

Erinnerungen an die Kindheit von 1863 bis 1872 in Weferlingen            

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Unser großer Garten wie auch der benachbarte Peckmannsche wiesen bekannte Obstsorten auf: Paradiesäpfel, Hasenköpfe, rote Stettiner, Winterbirnen, Bergamottebirnen, Karweilbirnen, außerdem Hasel- und Walnüsse, Pflaumen, Eierpflaumen usw. Unsere Gärten waren nur durch einen sehr schadhaften Lattenzaun getrennt. Der Austausch des ergatterten Obstes konnte daher leicht bewerkstelligt werden. …

Bei Peckmanns spielten wir gern und trieben allerhand Allotria, denn da gab es eine Kegelbahn, eine Essigfabrik, in die uns die Wissbegierde lockte; ferner zwei Bienenstände, und nicht zu vergessen einen Pferdestall mit zwei Pferden. Letztere wurden damals von dem Fuhrmann Schulze betreut, der auch die Essigfuhren in die nähere und weitere Umgebung besorgte. Schulze wohnte in dem noch heute vorhandenen niedrigen Gebäude neben der damaligen Essigfabrik. Diese hat einem Neubau weichen müssen. Ein Hochgenuss für uns Kinder war es, wenn Vater Peckmann uns Honigbier spendierte; leider kam das nicht allzu häufig vor.
             

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In der Sophienstraße hatte die Familie Helmecke ein Haus gekauft. 

Eine Delikatesse für uns war es auch, wenn die Äpfel reiften und wir dann mit einem großen Apfel zum Bäckermeister Taeger gingen, der den Apfel mit Brotteig umwickelte und dann buk. Ein anderes von uns gern gegessenes Gebäck waren die Salzkuchen. Es waren runde Kuchen, in deren Vertiefungen Saatöl gegossen, darauf Salz gestreut und die dann gebacken wurden. Die Salz- oder Ölkuchen scheint es nicht mehr zu geben; ich habe wenigstens keine bekommen.

Mit dem Schlitten den Kirchberg herabsausen

Der Winter brachte uns viele Vergnügen, seien es die Schneeballschlachten, das Fertigen von Schneemännern und das Glissen. Für das letztgenannte Vergnügen gab es in den Straßen genügend zugefrorene größere und kleinere Pfützen. Eine besondere Belustigung bildete aber das Herabsausen auf dem Schlitten vom Kirchberg herab. Verboten mag dieses Vergnügen an dieser Stelle wohl gewesen sein; das kümmerte uns aber wenig. Ein Polizeibeamter kann nicht zugleich überall sein. Aber der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Eines Nachmittags erschien der Polizeidiener Schulze, als alles im besten Gange war, und ließ sämtliche Schlitten mitgehen. Traurig zogen wir ohne Schlitten ab, aber am nächsten Tage durften wir sie wieder abholen. Selbstverständlich gab es bei der Aushändigung noch eine kräftige, aber leider wenig nützende Ermahnung, nie mehr dem Kirchbergweg glatt zu schlitten.
               

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Unter der Lausebuche in der Nähe der Barriere Rehm wurden viele Feste gefeiert

Ein sehr beliebtes Spiel war „Pinkeding“. Zu diesem Spiel benutzten wir ein viereckiges Stück Stahl, die Seiten etwa 2 bis 2,5 Zentimeter lang. Dieses wurde gegen eine Steinwand platt geworfen und sprang dann weithin ab. Jeder Mitspieler warf einmal. Gewinner war derjenige, dessen Pinkeding am weitesten sprang. Kamen die Pinkedinger zweier Spieler und auch mehrerer gut ab, dann wurden die Abstände von dem am weitesten gesprungenen abgemessen, indem man den Daumen auf das eine legte, die Hand spreizte und mit dem kleinen Finger das andere berührte. So ungefähr lief das Spiel. Gewinn in der Regel ein Knopf. Verfertiger der Pinkedinger war für die Neue Straße (Sophienstraße) Schlossermeister Preim. Dort wurde auch geprobt und begutachtet. Lebhaft begrüßt wurde das Osterfeuer. Dieses wird wohl auch heute noch dort abgebrannt? Besen, an Stangen gesteckt, wurden in das Osterfeuer gehalten, und dann mit diesen brennenden Fackeln herumgelaufen. Mein Lieferant an alten Besen war der bei uns wohnende Schornsteinfegermeister Volkstedt.

Ein Höhepunkt der Freude war das Kinderfest. Nach Ankunft auf dem Festplatz im Riesen wurden wir in den beiden Bretterhallen bewirtet, und dann begannen die Spiele. Wir sieben- bis achtjährigen Jungen hatten Pusterohre, und mit Flitchen wurde gegen eine Scheibe „geschossen“. Am Abend erfolgte der Einzug, und dann wurde am Mausoleum gesungen.

Bei dem Freischießen durften wir natürlich ebenfalls nicht fehlen. Hierüber habe ich keine besonderen Erinnerungen.

Aber auch weiter hinaus ging es, wo etwas Besonderes los war. Zum Beispiel erinnere ich mich noch sehr gut an ein Fest unter der Lausebuche. Halb verhungert und durstig kam ich bei meinen Eltern wieder an. Da ich ohne Erlaubnis den ganzen Nachmittag bis zum Abend fortgeblieben war, gab es etwas mit ungebrannter Asche.