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„Es gilt: Zweimal täglich putzen“

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„Es gilt: Zweimal täglich putzen“

Einmal kurz schrubben, spucken, spülen – und fertig? Zu einer sorgfältigen Mundpflege gehört mehr, meint auch Dr. Dirk Wagner, seit 1991 niedergelassener Zahnarzt in Magdeburg. Volksstimme-Reporterin Janette Beck sprach mit dem Kreisstellenvorsitzenden der Zahnärztekammer in Magdeburg und Mitglied im Vorstand der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt zum Thema Zahnpflege und Zahngesundheit.

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Grafik: RND

Die alte Empfehlung zur Pflege der Zähne hat nach wie vor Bestand. Doch ob harte oder weiche Bürste – das kann jeder für sich entscheiden, sagt Zahnmediziner Dr. Dirk Wagner.

Was gibt es grundsätzlich zur Zahnpflege zu sagen?

Die Zähne müssen regelmäßig und gründlich geputzt werden. Zweimal am Tag, je zwei Minuten – mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta – sollten es schon sein. Vor allem abends vor dem Schlafengehen sollte man sich der Sache intensiver widmen, weil über Nacht die Selbstreinigung der Zähne nicht so gut funktioniert wie am Tag und gegebenenfalls Bakterien die Zeit und Ruhe haben, um Schaden anzurichten. Zudem ist es ratsam, nicht direkt nach den Mahlzeiten zu putzen, da sollte der Mund kurz mit Wasser ausgespült werden, um Säurereste zu neutralisieren. Eine halbe Stunde Abstand ist okay. Achten Sie besonders auf die Backenzähne, weil sich dort mehr Plaque ansammeln könnte.

Wie sieht die richtige Putztechnik aus?

Es ist ratsam, sich eine bestimmte Systematik zu erarbeiten und diese zu automatisieren. Nach wie vor gilt dabei: Vom Roten zum Weißen – heißt, es soll richtungsweise vom Zahnfleisch zu den Zähnen gehen. Putzen Sie in Quadranten, also drei bis vier Zähne gleichzeitig. Bewegen Sie die Zahnbürste vom Zahnfleisch weg, hin zur Schneidefläche des Zahns. Die Bürste sollte man mit sanften Kreisbewegungen an der Vorder- und Rückseite sowie der Kaufläche vor und zurück führen. Um die Zahnzwischenräume zu säubern, sollte die Bürste „rüttelnde“ Bewegungen in einem Winkel von etwa 45 Grad ausführen (zumindest, wenn man eine manuelle Handzahnbürste benutzt), so als wollte man einen Kamm sauber machen.

Welches sind die häufigsten Fehler?

Dass beim Putzen zu sehr aufgedrückt wird und es zu viel hin und her geht. Und eben, dass zu selten die Zähne geputzt und die Zahnzwischenräume vergessen werden. Das ist der Knackpunkt aus meiner Sicht, denn dort entsteht Karies. Eine tägliche Reinigung gehört unbedingt dazu.

10 bis 15 Prozent der Kleinkinder in Sachsen-Anhalt sind von frühkindlicher Karies betroffen. Bei jenen, die unter schwierigen sozioökonomischen Bedingungen aufwachsen, liegt der Anteil mit Karies sogar bei bis zu 41 Prozent.

Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten – was empfehlen Sie zum Reinigen?

Der Effekt ist bei Letzteren einfach größer, denn damit erwischen Sie die Speisereste wesentlich besser.

Gibt es beim Putzen auch ein Zuviel des Guten?

Nein. Grundsätzlich sei gesagt: Der Zahnschmelz ist härter als Knochen und schützt unsere Zähne vor Kälte, Karies und Abnutzungsschäden. So schnell schrubbt er sich nicht ab. Vielmehr setzen säurehaltige Getränke oder Nahrungsmittel in Kombination mit Zucker dem Zahnschmelz stark zu und sorgen für den Abbau. Durch Säuren sinkt der pH-Wert des Speichels und wertvolle Mineralstoffe werden aus dem Zahnschmelz herausgelöst. Das Ergebnis: Die Zähne entkalken und bekommen über kurz oder lang Löcher.

Die Angebote bei den Bürsten sind riesig. Doch obwohl die elektrischen Zahnbürsten boomen und auch Schallbürsten auf dem Vormarsch sind, greifen viele nach wie vor auf die Handzahnbürste zurück. Spricht aus Ihrer Sicht etwas gegen die herkömmliche Art zu putzen?

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Nein, das muss jeder selbst entscheiden – je nachdem, was für ihn praktischer ist und sich besser handhaben lässt. Es ist allerdings wissenschaftlich bewiesen, dass die elektrischen Zahnbürsten effektiver sind. Sie schaffen mehr Bewegungen in derselben Zeit – heißt im Umkehrschluss: Mit einer Handzahnbürste muss man länger putzen, um den gleichen Effekt zu erzielen. Gerade für ältere Menschen und Kinder empfehle ich elektrische Zahnbüsten, weil das Handling leichter ist. Und die Bürsten haben einen kleineren Kopf, damit kommt man auch an die entlegenen Stellen heran. Das Gros, so meine Erfahrung, greift zu einer mittleren Bürstenstärke.

Wie oft sollte die Bürste gewechselt werden?

So ca. alle sechs Wochen. Und wenn man eine Erkältung oder eine andere ansteckende Krankheit hatte, ist es auch ratsam, zu einer neuen Bürste zu greifen. Abgenutzte Borsten entfernen weniger Plaque. Dieser klebrige Film, der sich an Zähnen und Zahnfleisch festsetzt, fördert Säuren und Toxine, die das Ganze angreifen.
   

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"Gerade für ältere Menschen und Kinder empfehle ich elektrische Zahnbürsten."

Dr. Dirk Wagner

Bei der Zahnpasta ist das Angebot ebenso üppig, macht der Preis den Unterschied?

Das kann ich nicht beurteilen. Vieles ist ja auch eine Geschmackssache. Wie gesagt, wichtig ist, dass sie floridhaltig und paradontalfreundlich ist – also gut fürs Zahnfleisch.

Was halten Sie von sogenannten Whitening-Cremes für extra-weiße Zähne?

Da wäre ich genauso vorsichtig wie bei einer speziellen Zahnpasta für Raucher, Kaffee- oder Teetrinker. Denn die enthalten neben manch fragwürdigen Inhaltsstoffen auch Putzkörper, die die Oberfläche des Zahnschmelzes zerkratzen. Das kann auf Dauer nicht gut sein und schadet der Zahngesundheit am Ende mehr, als dass es nutzt.

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Wie wichtig ist die Zungenreinigung?

Weil die Zunge eine große Oberfläche hat und sich auch dort Speisereste sammeln, die Mundgeruch verursachen können, sollte eine Zungenreinigung zur Routine gehören. Ich empfehle da bei Bedarf auch einen Zungenschaber.

Apropos Mundgeruch, unter anderem darauf zielt auch die Werbung für Mundwässer und Mundspülungen besonders ab. Sind diese die Lösung?

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Was halten Sie vom Bleaching?

Das ist ein heikles Thema, ich empfehle das nicht. Wenn sich aber jemand aus ästhetischen Gründen dazu entscheidet, sollte er das dann doch unter ärztlicher Aufsicht – also beim Zahnarzt – machen. Es gibt inzwischen zwar Studios, die das Bleaching anbieten, doch da habe ich aus medizinischer Sicht Bedenken. Allerdings ist das Ganze so oder so eine reine Privatleistung.

Lassen Sie uns zum Abschluss noch ein paar Worte zum Milchgebiss verlieren. Ab wann sollte man sein Kind beim Zahnarzt vorstellen?

Mit dem ersten Zahn. Schon alleine, um die Kleinen daran zu gewöhnen und von Anfang an die Angst zu nehmen. Auch mit dem Putzen sollte bei Kindern schon so früh wie möglich begonnen werden, um Karies vorzubeugen und ein Gesundheitsbewusstsein zu entwickeln. Nicht umsonst fordern wir Zahnärzte in Sachsen-Anhalt auch, das Zähneputzen in den Kitas im Kinderförderungsgesetz des Landes fest zu verankern. Die Erfahrung sagt: Ist das Milchgebiss schlecht, ist das Risiko einer sogenannten Kontaktkaries durch den neu durchbrechenden Zahn groß. Interview: Janette Beck

Kreidezähne: Ein rätselhaftes Phänomen

Die Ursache ist noch unbekannt: Die Vorderfront eines Kindergebisses ist von den Kreidezähnen betroffen. Foto: Prof. Dr. Norbert Krämer/dpa
Die Ursache ist noch unbekannt: Die Vorderfront eines Kindergebisses ist von den Kreidezähnen betroffen. Foto: Prof. Dr. Norbert Krämer/dpa
Immer öfter stoßen Zahnärzte bei Kindern auf ein rätselhaftes Phänomen: sogenannte Kreidezähne. Auf Backen- oder Schneidezähnen fallen dabei weiß-gelbliche bis bräunliche Flecken auf. Je nach Ausprägung sind die Zähne sehr empfindlich, bereiten Schmerzen und sind anfälliger für Karies. In extremen Fällen können sie regelrecht bröselig werden.

Die Störung, die in der Fachsprache Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) heißt, gilt als neue Volkskrankheit: Der jüngsten Deutschen Mundgesundheitsstudie zufolge sind rund 30 Prozent der Zwölfjährigen davon betroffen.

Hinter dem Problem steckt eine unzureichende Mineralisation des Zahnschmelzes: Der Gehalt an Kalzium und Phosphat ist niedriger als normal. Wie es dazu kommt, ist unklar. Da Backen- und Schneidezähne schon früh mineralisieren, gehen Wissenschaftler davon aus, dass äußere Einflüsse zum Zeitpunkt der Geburt oder im Kleinkindalter verantwortlich sind. Infrage kommen Umweltgifte, Probleme in der Schwangerschaft, Infektions- und Atemwegserkrankungen, Antibiotikagaben oder auch Vitamin-D-Mangel.

Denkbar ist auch, dass mehrere Faktoren zusammenkommen. Derzeit steht die Kunststoffthese im Fokus: So sollen Substanzen wie Bisphenol A, die sich in Alltagsgegenständen befinden und in die Nahrung gelangen können, zur Störung führen. „Ich halte es für wahrscheinlich, dass Bisphenole eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Sabine Dobersch von der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde.

Einen Hinweis darauf gab auch eine französische Studie. Das Bundesinstitut für Risikobewertung wies einen Zusammenhang aber als unwahrscheinlich zurück. Für Dobersch ist jedoch klar: „Weder Eltern noch Kinder sind schuld!“ ast

Im Zweifel Zweitmeinung

Bei Kindern mit Milchgebiss ist eine kieferorthopädische Behandlung nur selten notwendig.

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Schön bunt: An der Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Berliner Charité gibt es auch Zahnspangen in Regenbogenfarben. Foto: Stephanie Pilick/dpa

6 von zehn Männern in Deutschland sind übergewichtig.

Aus der Praxis

Befinden und Befunde

Dr. Laura Dalhaus, Allgemeinmedizinerin in Rhede im Münsterland
Dr. Laura Dalhaus, Allgemeinmedizinerin in Rhede im Münsterland
Hört man Gesundheitspolitikern zu, könnte man meinen, wir Hausärzte seien überflüssig, ein Relikt. Die Zukunft liege in multiprofessionellen Medizinischen Versorgungszentren – MVZs – von 7 bis 23 Uhr geöffnet. In diesen MVZs kümmert sich der HNO-Arzt um den Schnupfen, der Gastroenterologe um Bauch- und der Orthopäde um Rückenschmerzen. Dass weder eine Erkältung noch der allgemeine Kreuzschmerz einen Facharzt nötig haben – geschenkt. Der Hausarzt ist aber mehr als ein „kleiner“ Orthopäde oder ein „halber“ Gastroenterologe. Für Patienten in der hausärztlichen Landarztpraxis gilt darüber hinaus: Erst mal einen Facharzt finden und einen Termin bekommen, wenn selbst die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung nicht mehr erreichbar ist.

Aufgrund der vielen Patienten und des Kostendrucks hat sich die Facharztmedizin zu einer Art Auftrags- und Dienstleistungsprofession entwickelt: Der Kardiologe macht den Herzultraschall, der Gastroenterologe die Darmspiegelung und der Radiologe das MRT. Befund und weiteres Vorgehen? „Das bespricht Ihr Hausarzt mit Ihnen“, heißt es dann. Einer muss ja den Überblick behalten, wenn der Neurologe dem Patienten Medikament A, der Kardiologe Medikament B verschreibt und der Nephrologe die Schmerzmittel des Orthopäden streicht.

Dann sitzt der Patient beim Hausarzt und berichtet, dass er die Medikamente nicht vertrage und nicht wisse, was zu tun sei. Hier findet die Individualisierung der Medizin statt. Der Hausarzt kennt seine Patienten, in der Sprechstunde wird überlegt, was in welcher Lebenssituation sinnvoll ist. Es darf gelacht, geweint werden. Ob das die MVZs auch zulassen?

Unter www.landarzt.rocks schreibt Dr. Laura Dalhaus über ihren Praxisalltag.

Forschung

Übergewicht lässt Gehirn schrumpfen

Essen Sie sich gesund

Soulfood vom Johannisbrotbaum

Leichte Küche gibt es auch in süßer Form – und ohne Zucker. Diesen Eierkuchen verleiht Carobpulver ihren besonderen Geschmack

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Foto: Stiftung Warentest

Gesund und schlank durch den Tag – das muss nicht immer herzhaft sein! Heute gibt es nämlich Nusspfannkuchen mit fruchtigem Quark. Die schmecken nicht nur, sondern liefern obendrein reichlich Eiweiß und gesunde Fette aus Vollkornmehl und Nüssen. Carobpulver (erhältlich im Reformhaus) stammt aus der Frucht des Johannisbrotbaums, schmeckt süßlich-malzig und erinnert ein wenig an Kakao. Darum kommt das heutige Soulfood auch fast ohne Zucker aus – lediglich der Orangenquark verträgt aufgrund der Säure ein wenig Puderzucker. Bei so einer Obstmahlzeit müssen Sie Ihre Gemüseportionen anders über den Tag verteilen. Am besten nehmen Sie sich heute statt Obst eine Extraportion Gemüsesticks mit zur Arbeit. Morgens sind Möhren im Müsli versteckt, abends gibt es wieder reichlich Ofengemüse mit Puten-Wienerle.

Ihr Tagesplan

Morgens: Rübli-Porridge mit 2 EL Haferflocken, 1 EL gehackte Nüsse, 1 geraspelte Möhre und 100 ml Milch oder Naturjoghurt. Nach Wunsch mit 1 TL Honig süßen.

Mittags: Für die Nusspfannkuchen mit Orangenquark die Orangen waschen, die Schale oberflächlich abreiben. Zwei Orangen schälen, in Segmente teilen und diese kleinschneiden, die anderen auspressen, den Saft mit Mineralwasser auf insgesamt 300 ml Flüssigkeit ergänzen. Die Eier mit dem Schneebesen verquirlen, im Wechsel Mehl, Nüsse, Carobpulver und Orangensaft unter Rühren zufügen und mit einer Prise Salz und der Hälfte der Orangenschale würzen. Kurz quellen lassen. Wenn der Teig zu dick ist, etwas Mineralwasser zufügen. Inzwischen den Quark mit Zimt und etwas Puderzucker cremig rühren. Die übrige Schale und die Orangenstückchen unterziehen. 1 TL Öl in einer großen Pfanne erhitzen. Ein Viertel vom Teig hineingießen, Deckel auflegen und bei kleiner Hitze etwa fünf Minuten backen, bis der Pfannkuchen stockt. Auf einen ebenen Deckel gleiten lassen und wieder in die Pfanne stürzen, auch die zweite Seite goldgelb backen. Pfannkuchen warm halten. Die restlichen Pfannkuchen ebenso backen, zum Schluss evtl. mit Puderzucker bestäuben und mit Zimt-Orangenquark auftischen.

Abends: Pro Portion 250 g Gemüse vom Blech bei 200 Grad etwa 20 bis 30 Minuten mit 1 EL Öl und ½ TL getrockneten Kräutern gebacken, dazu ein bis zwei Puten-Wienerle.

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Zutaten Pfannkuchen

Zutaten für vier Portionen
4 Bio-Orangen
Mineralwasser
2 Eier
140 g Dinkel-Vollkornmehl
60 g gemahlene Haselnüsse
40 g Carobpulver
1 Prise Salz
300 g Magerquark
1 TL Ceylonzimt
½ TL Puderzucker
4 TL Rapsöl
Puderzucker

Das Rezept stammt aus dem Buch: Dagmar von Cramm: „Familie in Form vegetarisch“