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Fontane und seine Effi

Auf Entdeckungstour

Fontane und seine Effi

In Zerben hat die Avacon ein Trafohäuschen mit Effi-Briest-Motiv gestalten lassen. Foto: Avacon

„Jedes Leben muss seine Kräfte ausprobieren. Wenn nicht die kämpferischen, dann die seelischen.“ Von Falk Heidel Dieses Zitat ist aus dem Theodor-Fontane-Roman Effi Briest. Da drängt sich die Frage auf: Wer war Effi Briest? Spuren finden wir in einem Schloss in Zerben, einem kleinen Dorf der Gemeinde Elbe-Parey - einstiger Herrensitz der Familie von Plotho. In diesem Schloss wurde 1853 Elisabeth Freiin von Plotho geboren. Sie zog nach der Vermählung mit Armand Léon von Ardenne als 17-Jährige nach Berlin. Wirklich lieben sollte Elisabeth später den Amtsrichter Emil Hartwich. Das Schicksal und der gesellschaftliche Skandal nehmen ihren Lauf. Fontane setzte den Stoff in seinem Meisterwerk um. Er veröffentlichte Effi Briest 1896, zuvor war der Roman bereits in Fortsetzungen in einer Zeitung erschienen. Zwei Jahre später starb Fontane in Berlin.

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In den 90er Jahren ist das Schloss Zerben umfangreich saniert worden, nachdem es die Kommune gekauft hatte. Foto: Peter Förster/dpa

Ein Blick ins Schloss lässt die Romangeschichte erahnen. In einer Vitrine liegt ein Brief. Unterschrieben mit „Immer Ihr ergebener Hartwich“. Es handelt sich um einen originalen Liebesbrief zwischen Elisabeth von Ardenne und dem Amtsrichter. Die Inhalte weiterer Vitrinen berichten von der Geschichte des Gebäudes und von Elisabeth. Sie ist die Großmutter des Naturwissenchaftlers Manfred von Ardenne. Demnach ist mit dem im Roman beschriebenen Gut Hohen-Cremmen das Schloss Zerben gemeint. Theodor Fontane wurde vor 200 Jahren im brandenburgischen Neuruppin geboren. Ob er jemals in Zerben war, ist nicht belegt.

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Theodor Fontane, deutscher Schriftsteller, in einer zeitgenössischen Darstellung. Foto: dpa

Das Dorf Zerben mit seinen gut 250 Einwohnern liegt eingebettet zwischen Elbe und Elbe-Havel-Kanal. Ganz in der Nähe befindet sich die Zerbener Schleuse. Schon zur Mitte des 10. Jahrhunderts hatte die Adelsfamilie von Plotho ein Schlossgut in Zerben. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Rittergut auf Veranlassung der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet. Der Grundbesitz wurde an Kleinbauern aufgeteilt, das Schloss in das sogenannte Volkseigentum überführt. 1948 wurden Teile des Schlosses abgerissen. In der DDR gehörte Zerben verwaltungstechnisch zum Kreis Genthin. Im Jahr 1964 hatten 460 Menschen ihren Wohnsitz in Zerben.

Nach der politischen Wende von 1989 profitierte Zerben vor allem von öffentlichen Förderprogrammen, mit denen die Infrastruktur des Ortes verbessert wurde. Dies kam auch dem Zerbener Schloss zugute. Die Kommune kaufte das Schloss 1996 und startete 1999 etappenweise mit dem originalgetreuen Wiederaufbau. Heute finden hier unter anderem Lesungen und Konzerte statt.

Ein Marktplatz-Hopping

Der Marktplatz ist Herz und Seele einer Stadt. Seit dem Mittelalter treffen sich hier die Menschen, sie kaufen ein und tauschen den neuesten Klatsch und Tratsch aus. Meist steht auch das Rathaus in der Nähe. Kurzum: Hier pulsiert das Leben seit vielen Generationen.

Wie wär’s mit einem Marktplatz-Hopping in unserer Elbe-Fläming- Region? Wir starten in Genthin. Hier kann der Bürgermeister auf seinem Rathaus-Balkon zuschauen, wie die Kinder im Sommer barfuß durch das ebenerdige Wasserspiel hüpfen. Weiter geht es in Richtung Süden: Hier deutet der dreieckige Marktplatz auf eine slawische Gründung der Stadt Burg hin. Die Kreisstadt des Jerichower Landes zählt mit seinen neun Ortsteilen aktuell gut 22.000 Einwohner. Weitere 40 Kilometer südlich landen wir auf dem Zerbster Marktplatz. Hier entwickelte sich die Marktsiedlung um die Stadtkirche St. Nikolai am Ende des 12. Jahrhundert aus verschiedenen einzelnen Marktbereichen wie Schleibank, Hoheholzmarkt und Fischmarkt. Hier finden die Besucher typische Symbole städtischer Macht – den Roland seit 1385. Die Butterjungfer residiert hier seit 1403. 35 Kilometer in Richtung Westen machen wir Station in Schönebeck. Hier bestand der Markt bis 1788 aus zwei Einzelplätzen. In Höhe der Steinstraße stand früher ein älteres Rathaus. Durch den Abriss dieses baufällig gewordenen Gebäudes 1788 erhielt der Markt seine schlauchartige Form. Letztes Kapitel unserer kleinen Rundreise ist Staßfurt. Hier wird der Alte Markt im Volksmund auch Wendelitz genannt, hier finden wir einen künstlich angelegten See mit Rundwanderweg und Grünanlagen.

Zerben

INFORMATIONEN

Theodor Fontane

➤ 1819 - Geburt am 30. Dezember in Neuruppin
➤ 1836 - Start einer Apotheker-Lehre
➤ 1839 - Die Erzählung „Geschwisterliebe“ ist seine erste Veröff entlichung in der Zeitschrift „Figaro“
➤ 1850 - Hochzeit mit Emilie Rouanet-Kummer; das Ehepaar bekam sieben Kinder, von denen drei kurz nach der Geburt starben
➤ 1861 - Veröff entlichung des 1. Bands der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“
➤ 1878 - Veröff entlichung von Romanen, Erzählungen, Balladen in rascher Folge während der nächsten Jahre
➤ 1892 - Erkrankung an schwerem Gehirnleiden
➤ 1898 - Tod am 20. September in Berlin