Von Falk Heidel  Franziska Primas ist seit zehn Jahren selbständige Yogalehrerin in Magdeburg. Die 32-jährige Mutter von zwei Kindern wohnte bis zu ihrem 17. Lebensjahr in Tucheim (Jerichower Land). Jetzt wird die gelernte Krankenschwester wieder zurück in ihr Dorf am Rande des Fieners ziehen. In Thailand hatte sie ihre Yoga-Ausbildung absolviert. Zum Stichwort Heimat fallen ihr drei Begriff e ein: Familie, Haus und Freiheit.1 Sie sind in Tucheim aufgewachsen. Wo haben Sie sich nachmittags rumgetrieben, gab es einen Lieblingsplatz?Als Kind war ich mit meinem Opa und meiner Oma im Garten, dort hatten wir Hühner und einen kleinen Spielplatz. Nachmittags saßen wir im Sommer immer an der Tankstelle, die es damals noch in Tucheim gab. Wir haben dort Eis geschleckt. Manchmal bin ich mit meinem Opa nach Ziesar gefahren.Damals gab es noch einen Schienenweg dorthin, auf dem der Triebwagen fuhr. In der Jugendzeit saßen wir oft auf dem Sportplatz mit Freunden. Im Winter waren wir im Fiener Bruch zum Schlittschuh-Fahren auf den vereisten Rasenflächen. Hach, schön war’s.2 Wie würden Sie Heimat definieren?Mich bewegt dieses Zitat immer wieder: Heimat ist da, wo dein Herz zuhause ist. Für dieses Herz gibt es unterschiedliche Definitionen. Für manche ist der Partner das Herz, für andere die Familie. Für mich ist Heimat dort, wo ich mich wohl fühle, wo mir das Umfeld vertraut ist. Dies triff t in meinem Fall auf Italien zu. Manchmal glaube ich, dass ich hier Wurzeln haben. Zumindest fühlt sich das so an. Ich verstehe die Kultur, die Menschen und das Leben. Wenn ich mit mir im Reinen bin, kann ich mich überall auf der Welt zuhause fühlen.3. Ist das nicht ein bisschen viel Heimat?Irgendwann zieht es dich wieder zu deinen Wurzeln zurück. So ist meine Erfahrung, ich will zurück zu meinem Ursprung. Ich bin damals losgezogen, weil mein Leben ein Chaos war. Ich wollte nur weg und alles hinter mir lassen. Gelandet bin ich in Australien mit dem Gedanken, hier kann es nur besser werden.4 Ist es besser geworden?Kein bisschen. Aber ich habe dort gelernt, mich meinen Problemen zu stellen, mit mir ins Reine zu kommen. Erst dann kann man Heimat überall erfahren. Mittlerweile verliere ich mein Herz sehr schnell an schöne Orte.Ich war mit meinen Kindern grad im Allgäu - wunderschön. Mein Herz habe ich aktuell in Freiburg verloren - an diese wundervolle Stadt im Schwarzwald und an einen Mann. Und trotzdem wird mir auch in solchen Momenten klar: Meine Wurzeln sind in Tucheim am Rande des Fieners.5. Was glauben Sie, wie Ihre Kinder in 20 Jahren antworten werden, wenn sie auf das Thema Heimat angesprochen werden?Obwohl meine Kinder in Magdeburg geboren und bis jetzt aufgewachsen sind, weiß ich ganz genau, dass Heimat für sie Tucheim sein wird. Weil sie dort ihr Herz haben. Sie sind dort frei, werden aufgefangen und geliebt von der Familie. Es ist das kleine Dorf, wo sie so gern bei Oma und Opa waren - so wie ich damals.