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Heimatstadt von Katharina der Großen

Auf Entdeckungstour

Heimatstadt von Katharina der Großen

Das Bronze-Denkmal der russischen Zarin Katharina die Große (1729-1796) ist 2010 nach mehrtägiger Überführung von Moskau in Zerbst unversehrt eingetroffen und wurde von Uwe Tschakert, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, begutachtet. Foto: Jens Wolf dpa

Von Falk Heidel Seit 2010 gibt es das in Deutschland einmalige Denkmal zu Ehren Katharinas. Die knapp fünf Meter große Bronzestatue steht auf einem Sockel vor der barocken Stadthalle im historischen Schloßgarten. Das Denkmal von Katharina ist ein Geschenk des russischen Bildhauers Michael Wladimirowitsch Perejaclawez an die Stadt Zerbst. Die gegossene Statue wurde komplett von russischer Seite finanziert. Dort misst man der Aufstellung in Zerbst eine große Bedeutung bei.Knapp 200 Jahre lang (1603- 1793) war Zerbst die Residenz des Fürstentums Anhalt-Zerbst. In diese Zeit (1681) fällt auch der Bau des Schlosses. Ihre dunkelsten Tage erlebten die Stadt und das Schloss im April 1945 bei den Luftangriffen. Die Amerikaner hatten 80 Prozent der Stadt zerstört. Mehr als 500 Menschen haben diesen Horror nicht überlebt. Zur Geschichte des Schlosses gehört auch die Tatsache, dass Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch (1688-1758) hier ab 1722 seine Wirkungsstätte hatte. Ihm zu Ehren feiern die Zerbster seit 1983 die Fasch-Festtage.

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Eine Frau betrachtet im Heimatmuseum Zerbst eine bronzene Figur von 1516, die die Butterjungfer darstellt. Foto: Peter Förster/dpa

Nach der innerdeutschen Wende blühte die Stadt wieder auf. Von 1991 bis 2008 wurden 15 Millionen Euro in die Sanierung der Altstadt investiert. Heute zählt Zerbst/Anhalt mit all seinen Ortsteilen knapp 22.000 Einwohner. Das Katharina-Denkmal im Schlossgarten ist ein Juwel für die Stadt. Der Förderverein Schloss Zerbst arbeitet seit dem Jahr 2003 am Erhalt des kulturhistorisch bedeutenden Bauwerks. Dabei haben die Sicherung der vorhandenen Substanz und die Ausgestaltung der neu gewonnenen Räume Priorität. Bis Ende 2016 erfolgten neun komplexe Sicherungsmaßnahmen. Alljährlich finden von April bis September vielfältigen Veranstaltungen im Schloss statt. Hinzu kommen die zahlreichen Ausstellungsräume mit interessanten Objekten. Auf dem Schlossgelände blieben einige Erinnerungen an das frühere Aussehen der Residenz erhalten. Neben dem Schloss befindet sich die ehemalige Reitbahn, ein barockes Gebäude von 1724, das früher als überdachter Turnierplatz diente. Das Haus wird aktuell als Stadthalle genutzt. Auch Teile des Schlossparks und einiger Nebengebäude sind erhalten. Der Park war einst als Barockgarten angelegt. Er wurde um 1798 in einen Landschaftspark umgestaltet.

Sophie Auguste Friederike Prinzessin von Anhalt-Zerbst hätte wohl ihre Freude beim Anblick des Sanierungsfortschritts nach den Konzepten des Fördervereins. Schließlich waren am Bau des Residenzschlosses einst namhafte Baumeister und Künstler beteiligt, darunter Cornelis Ryckwaert, Giovanni Simonetti, Johann Christoph Schütze, Johann Friedrich Friedel und Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. Sie schufen in Zerbst ein Ensemble, das den einstigen Berliner und Potsdamer Schlössern ebenbürtig sein sollte.

Informationen

Francisceum
- seit dem 16. Jahrhundert wird die Einrichtung als höhere Lehranstalt betrieben. Von 1582 bis 1798 war es ein Gymnasium Illustre. Heute ist die Schule ein staatliches Gymnasium. Die Schule wurde nach dem Schutzheiligen des sie beherbergenden Klosters, Johannes dem Teufer, benannt. Sie gilt als die älteste weiterführende Schule Sachsen-Anhalts.

Roland
- ist das Standbild eines Ritters mit bloßem Schwert, 1385 erstmal erwähnt. Die Figur gilt als Sinnbild der Stadtrechte. Der Zerbster Roland setzt seinen rechten Fuß auf einen Hund. Die Deutung dieses Symbols ist nicht eindeutig geklärt. Er trägt neben Plattenharnisch, Prunkgürtel, Arm- und Beinschienen und Panzerhandschuh.

Trinitatiskirche
- wurde 1683 bis 1696 nach Plänen des Baumeisters Cornelis Ryckwaert für die Lutheraner als kreuzförmiger Zentralbau im Barockstil errichtet. Bei einem Luftangriff am 14. April 1945 wurde sie schwer beschädigt, am 16. April brannte sie komplett aus. 1951 bis 1967 erfolgte der Wiederaufbau unter Verzicht auf die Emporen.

St. Bartholomäi
- war Hofkirche des Schlosses und Grablege der Fürsten. Im Kern geht sie auf eine romanische Basilika aus Bruchstein zurück und wurde um 1215 geweiht. Der Umbau des Langhauses zur dreischiffigen Hallenkirche erfolgte im 15. Jahrhundert, unter Nutzung des Feldsteinmaterials der ursprünglichen Kirche.

Zerbst