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Klösterliche Kräuterdüfte

Auf Entdeckungstour

Klösterliche Kräuterdüfte

Die Stiftskirche gehört zu den ältesten Backsteinbauten in Norddeutschland und besitzt eine Schlüsselstellung für die märkische Backsteinarchitektur. Foto: Jens Wolf/dpa

Von Falk Heidel Das Kloster Jerichow im Norden des Landkreises ist eines von 32 romanischen Bauwerke auf der Nordroute der Straße der Romanik. Die Klosteranlage zählt wegen ihrer Verzierungen im Innern zu den aufwendig gestalteten Backsteinbauten am Rande der Altmark. Fachleute gehen davon aus, dass italienische Baumeister die Anlage mitgestaltet haben. 3,7 Millionen Euro wurden dort seit 2010 in die touristische Erschließung investiert. Das Kloster „Sankt Marien und Sankt Nikolaus“ an der Straße der Romanik gehört zu den wenigen nahezu vollständig erhaltenen romanischen Backstein-Bauten in Deutschland.Gäste können den Alltag der alten Prämonstratenser hautnah nachempfinden. Wo ist im Kreuzgang das Kreuz? Sangen die Chorherren im Chor? Darf in der Klausur gesprochen werden? Auf den Spuren der ehemaligen Klosterbewohner streifen die Gäste durch die mittelalterlichen Mauern und lassen Geschichte lebendig werden. Während einer Klosterführung enträtseln die Teilnehmer das Geheimnis rund um Isfried, Norbert von Xanten und den geheimnisvollen Orden der Prämonstratenser. Wer traut sich, die Ordenskleidung auch einmal anzuziehen? Auf dem historischen Areal befindet sich zudem ein Klostergarten. In diesem grünen Klassenzimmer dreht sich alles um den Anbau und die Nutzung von Heil- und Gewürzkräutern, wie Thymian, Lavendel und Hopfen.Buchen können Interessierte ein üppiges Mahl aus alten Zeiten. An der mittelalterlichen Tafel gibt es allerlei über die Sitten und Bräuche unserer Landsleute aus vergangener Zeit zu erfahren. Was stand auf dem Speiseplan? Wie wurde die Nahrung zubereitet? Und was ist eigentlich eine Fastenzeit? Zusammen erleben die Teilnehmer die Esskultur des Mittelalters.Norddeutschlands ältester Backsteinbau bietet Brautpaaren drei Möglichkeiten für eine individuelle Eheschließung. Standesamtliche Trauungen finden im Sommerrefektorium statt, ein repräsentativer zweischiffiger Raum mit einem Kreuzgewölbe, der durch drei Säulen mit einzigartigen Kapitellen geteilt wird. Hier stehen 40 Sitzplätze von Anfang Mai bis Ende Oktober zur Verfügung. Ein weiterer Trauraum ist der Malzkellersaal, der mit seinem historischen Charme ganzjährig für standesamtliche Trauungen zur Verfügung steht. Er bietet Platz für bis zu 100 Personen in romanischem Ambiente.Zur Geschichte:

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Das Prämonstratenser-Kloster in Jerichow zählt zu den wichtigsten sakralen Baudenkmälern Nordeuropas. Foto: Jens Wolf/dpa

Das Kloster wurde 1144 in der Nähe des Jerichower Marktes als Prämonstratenser Stift von Hartwig I. von Bremen gegründet. Im Jahr 1148 wurde das Kloster nach außerhalb des Ortes an seine heutige Stelle verlegt und dort 1149 mit dem Bau der Stiftskirche begonnen. Unter Propst Isfried (1159–1179) wurden 1172 die Kirche und der Ostflügel fertiggestellt. Zwischen 1180 und 1200 erfolgte der Einbau einer Krypta.

Außerdem wurde die Kirche um die Nebenchöre erweitert. Es wurde das Winterrefekturium und das Amtshaus erbaut. Zwischen 1220 und 1230 wurden Sommerrefektorium und Kreuzgang gebaut. Um 1250 wurden die Bauarbeiten an den Klostergebäuden beendet. Nach der Reformation wurde das Kloster Jerichow im 16. Jahrhundert aufgehoben. Die letzten Chorherren mussten das Kloster verlassen.

ERKLÄRUNGEN

Taufstein - gefertigt aus Sandstein aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der an der 16-seitigen, kannelierten Kuppa mit Halbkreisschilden mit Blattwerk verziert ist. Ein zweiter achtseitiger Taufstein entstammt spätgotischer Zeit.

Epitaphien - einige Grabdenkmäler aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit sind in der Turmhalle und der Krypta aufgestellt. Darunter zwei Epitaphien in Hochrelief für die zwei Ritter, die 1370 gestorben sind.

Kirchenglocken - zwei historisch bedeutsame Glocken bilden das Geläut. Die kleinere Glocke stammt aus der Zeit um 1300 und ist in sogenannter Zuckerhutrippe gegossen worden. Ihre Inschrift nennt den Namen des Gießers. Die Glocken hängen im Holzglockenstuhl an neuen geraden Holzjochen.

Kapitelsaal - im zweischiffigen, dreijochigen Saal werden die sechs Kreuzgratgewölbe von zwei Säulen getragen. Vom Kreuzgang her wird der Kapitelsaal durch ein doppeltes Rundbogenportal erschlossen.

Jerichow