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Michael Kleemann: „Wir sind da, wenn du uns brauchst.“

Ratgeber im Trauerfall

Michael Kleemann: „Wir sind da, wenn du uns brauchst.“

Der Urwunsch des Menschen ist es, nicht allein zu sein, so der Stendaler Superintendent, Polizei- und Notfallseelsorger Michael Kleemann. Dies treffe auch selbstverständlich sowohl für trauernde Personen zu als auch für solche, die sterbenskrank den eigenen Tod vor Augen haben.Kleemann gehört zu den Gründern der Notfallseelsorgen in Sachsen-Anhalt. In den 90er Jahren half er beim Aufbau und der Ausbildung von Seelsorgeteams im ganzen Bundesland. „In Partnerschaft mit der Polizei stehen wir den Angehörigen von Unfall- oder Gewaltopfern, auch nach einem Suizid zur Seite“, beschreibt er seine und die Arbeit seiner Kollegen. Es werde in der Krise erste Hilfe geleistet, die gerade beim Überbringen von Todesnachrichten erforderlich sei. Das sei besonders dann wichtig, wenn aktuell kein soziales Netz zur Verfügung steht, der Angehörige mit sich und seinem Elend alleine ist.Es gelte erst einmal, herauszufinden, was der Betroffene braucht. Das könne ein simples Glas Wasser sein, an dem er sich festhalten kann. „Wir machen dem Trauernden klar: Wir sind jetzt für dich da. Wir hören dir zu, bei uns kannst du dich ausweinen, deinen Emotionen Lauf lassen. Wir akzeptieren auch dein Schweigen, und wenn du willst, gehen wir wieder, sind aber auch wieder da, wenn du uns brauchst“, so Kleemann weiter.Schlimm sei es für trauernde Angehörige, wenn sich die Umwelt zurückzieht aus Angst, das Falsche zu sagen oder zu tun. Es erfordere Mut, auf den Betroffenen zuzugehen. „Man darf Trauernde aber auch nicht zu texten“, rät der Pfarrer. Schweigen sei manchmal schwer auszuhalten, aber in solchem Augenblick die stärkere Hilfe.Seit 50 Jahren wird zum Phänomen der Trauer geforscht. Eine Vorreiterin, die schweizerisch-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross, teilt die Trauer in vier Phasen ein. Die erste ist die Schockphase. „Die Betroffenen bedienen unkontrolliert die Klaviatur ihrer Gefühle“, beschreibt Kleemann. Nur wenige Menschen hätten sich in so einer Situation scheinbar im Griff.Es folgt die kontrollierte Phase, in der man versucht, wieder die Fassung zu gewinnen. In der Regressionsphase beginnen die Menschen, das Geschehen zu verarbeiten. „Das kann Wochen und Monate dauern. Manch einer bleibt auch in dieser Phase stecken. Dann kann daraus ein krankmachender Prozess werden.“ Das vierte ist die Adaptionsphase. Es wird hingenommen, was nicht veränderbar ist.Auch ein Mensch in seiner letzten Lebensphase brauche Begleitung. Schließlich sei da noch die Frage nach der Lebensbilanz. Der Betroffene frage nicht selten: Wem bin ich etwas schuldig geblieben? Eine Schuld könne man nicht einfach wegnehmen, wie einen lästigen Rucksack. Hier rät Kleemann: „Man kann aber vergeben, wie wir Christen dies im Namen Gottes tun dürfen. Sterbenden kann es zur großen Entlastung werden, wenn sie ihren Groll nicht mit ins Grab nehmen müssen.“ Mehr Informationen: http://www.notfallseelsorge-wernigerode.de/

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Steht Betroffenen zur Seite: Superintendent Kleemann. Foto: Rudi Wienecke