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„Paulina hat mehr gelernt, als wir uns vorstellen konnten“

Leben mit Behinderung

„Paulina hat mehr gelernt, als wir uns vorstellen konnten“

Paulina Thiele lebt mit dem Down-Syndrom. Sie besucht die sechste Klasse der Neue Schule Magdeburg. Foto: Viola Leonarczyk

von Viola Leonarczyk   Magdeburg. Paulina gehört zu den Kindern, die gern zur Schule gehen. Ihr Lieblingsfach ist Deutsch und darin liebt sie besonders das Lesen. Geschichte mag sie auch gern. Denn als es um das Thema Ägypten und die Mumien ging, durfte sie ihre Mitschülerin Lana in Toilettenpapier einwickeln. „Das hat mir richtig viel Spaß gemacht“, berichtet die Sechstklässlerin. In den Pausen spielt sie gern draußen und liebt es zu schaukeln.Soweit klingt alles nach einem durchschnittlichen Schulkind, das die Neue Schule in Magdeburg-Neustadt besucht. Doch eine Besonderheit hat Paulina, die sie von ihren Mitschülern unterscheidet. Sie ist ein Kind, das mit Down-Syndrom geboren wurde. Das Down-Syndrom ist eine Anomalie des Erbguts bei dem das 21. Chromosom dreifach vorhanden ist, was zu geistigen Einschränkungen führt. Wie ausgeprägt die Einschränkungen sind, das ist von Kind zu Kind verschieden. Paulinas Eltern haben sich auf Grund ihrer Fähigkeiten nicht für eine Förderschule, sondern für das Lernen in einer inklusiven Gemeinschaftsschule entschieden. In der Neuen Schule sind in fast jeder Klasse ein bis zwei Kinder mit Förderbedarf. „Nach ersten Startschwierigkeiten in der fünften Klasse, bedingt durch die veränderten Strukturen, die neuen Lehrer und Mitschüler hat sich Paulina sehr gut eingelebt, wird akzeptiert und geht gern zur Schule. Das sie dort glücklich ist, ist das Wichtigste für uns“, sagt Paulinas Mama, Petra Thiele. Im Schulalltag wird Paulina von ihrer persönlichen Betreuerin Cornelia Schlüter begleitet. Sie ist Diplom-Psychologin. Seit mehr als zwölf Monaten sind die beiden ein Team. Cornelia Schlüter erklärt: „Um 7.30 Uhr nehme ich Paulina in Empfang. Von da an begleite ich sie durch ihren Schultag. Es findet eine enge Abstimmung mit den Lehrern statt. Ich schaue vorab, welche Aufgaben für Paulina lösbar sind. Sofern es erforderlich ist, modifiziere ich diese für sie.“

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Wie ein Mädchen mit Down-Syndrom den Schulalltag meistert

Das inklusive Konzept der Schule gibt der Betreuerin und dem Kind die Möglichkeit, den Unterricht flexibel zu gestalten. Um sich das neue Wissen zu bewahren, muss Paulina den Schulstoff immer wiederholen. Außerdem werden die Beziehungsfähigkeit zu andern Erwachsenen und Kindern, das Zubereiten von Essen oder der Umgang mit Geld geschult. Bei allen Vorhaben wird das Elternhaus einbezogen. Es gibt eine intensive Abstimmung zwischen Schule, Eltern und Betreuer, um die nächsten Lernziele zu definieren. Petra Thiele sagt: „Paulina hat große Entwicklungsfortschritte gemacht und mehr gelernt, als wir es uns vor dem Schulwechsel vorstellen konnten.“

Was die liebenswerte Sechstklässlerin nach ihrer Schule mal machen möchte, steht für sie heute schon fest. „Ich möchte Schauspielerin werden“, sagt sie selbstbewusst. Denn neben ihrem Hobby schwimmen, besucht sie gern die Theater AG in ihre Schule. Texte auswendig lernen ist zwar nicht ihr Ding, dafür ist sie eine Meisterin im Improvisieren, bestätigt auch ihre Betreuerin.