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Schönebeck: Industrie trifft Kunst

Auf Entdeckungstour

Schönebeck: Industrie trifft Kunst

Das Maschinenhaus ist das Herzstück des Museums. Fotos (3): Industriemuseum

Von Falk Heidel Die Bildungsstätte trägt denselben Namen wie der Trägerverein: Industriemuseum Schönebeck. Worum geht es hier an der Ernst-Thälmann-Straße? Das Ende der DDR vor knapp 30 Jahren war ein tiefer Einschnitt in die Industriegeschichte der Region. Die Märkte im Osten sind eingebrochen, viele Menschen im Salzlandkreis verloren ihre Arbeit. Ein Beispiel dafür ist das Traktorenwerk. Unter anderem war der volkseigene Betrieb weltberühmt für seine Fahrzeuge wie der Traktor ZT 300, der Geräteträger RS 09 oder der selbstfahrende Feldhäcksler E 281. Nach dem Krieg hatte das Unternehmen Handwagen, Fahrräder und Kinderwagen produziert. Erst später starteten die Entwicklung und Produktion von Fahrzeugen für die Landwirtschaft.  

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Robuste Technik aus DDR-Zeiten gehört zu den Exponaten des Industriemuseums.

Von diesen und vielen anderen Details berichten die Exponate des Schönebecker Industriemuseums. Die Idee zu diesem Museum gab es bereits kurz nach der Wende 1990. Aus der Taufe gehoben hatten Vereins-Präsident Georg Plenikowski und seine Mitstreiter das Museum 17 Jahre später auf dem Areal des örtlichen Energieversorgers Erdgas Mittelsachsen (EMS), der sein Firmengelände neu strukturierte. Zu dieser Zeit hatte das historischen Maschinenhaus bereits 100 Jahre auf dem Buckel. Das Gebäude wurde über die Jahre zum Zentrum der Einrichtung. Die große Halle wurde 2013 nach umfangreicher Sanierung eröffnet. Ein großer Teil der musealen Sammlung ist hier untergebracht. Bisher sind 2,5 Millionen Euro Fördergeld in die Sanierung geflossen. Die Eigenleistungen der 35 Mitglieder sowie diverse Spenden beziffert der Verein auf 750.000 Euro. Und es gibt noch reichlich Arbeit. Das betrifft unter anderem die Direktoren-Villa. Zu den interessanten Bereichen gehört die Präsentation von Modellen des Traktorenwerks. Jahrzehnte lang bestimmten die Traktoren aus Schönebeck das Bild auf den Äckern der DDR. Von den berühmten ZT 300 sind mehr als 90.000 gebaut worden. Sie gehörten zur Standardausrüstung der LPG und gingen in den Export.
  

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Es gab kaum eine LPG in der DDR, die nicht einen RS 09 im Einsatz hatte.

Und noch eine Branche hat es in Schönebeck zu Weltruhm gebracht - die Munitionsherstellung. Die Stadt beherbergte einst als einziger Ort der Welt drei Munitionsfabriken. Die erste Produktion begann hier 1829. Die Nammo Schönebeck GmbH (früher Lapua) ist der älteste noch produzierende Munitionshersteller Deutschlands und einer der größten Hersteller für Kleinkalibermunition in Europa. Seit 190 Jahren wird in Schönebeck an der Elbe Munition hergestellt, vor allem für die Jagd und das sportliche Schießen. Auch davon erzählen einige Exponate des Museums. Zum musealen Komplex gehört das alte Wohnhaus des Werksingenieurs und das Trafogebäude mit Schaltwarte. Zu DDR-Zeiten diente der Komplex zunächst als Umspannwerk des VEB Energieversorgung, später als Lagerhalle.

Irgendwann kam zur Industrie auch die Kunst. 50 Künstler aus der Region sind seit drei Jahren mit einer eigenen Dauerausstellung im Haus vertreten. Jeder darf allerdings nur ein Werk ausstellen. Eine eigene ständige Präsentation bekam lediglich der blinde Schönebecker Bildhauer Dario Malkowski.
  

Schönebecker Industriegeschichte

- 1797 Gründungsjahr der ältesten chemischen Fabrik „Hermania“ in Deutschland
- 1802 Gründungsjahr des ältesten Soleheilbades in Deutschland in Schönebeck Bad Salzelmen
- 1829 Sellier und Bellot gründen die Zündhütchenfabrik in Schönebeck
- 1868 Die Firma Siegel wird in Schönebeck gegründet und befasst sich vorrangig mit Maschinenbau für die Binnenschiffe
- 1945 in den Jahren nach dem Krieg entstehen 25.000 Industriearbeitsplätze unter anderem in Traktorenwerk, Niederschachtofenwerk , später MLK Calbe, Sprengstoffwerk, Gummiwerk, Dieselmotorenwerk, Zementwerk Glöthe, Maizena Barby, Kraftfuttermischwerk, Saline bis 1967 und Prowiko