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Verbandsliga: Ausgeglichenheit ist Trumpf

Anstoss - Fußballsaison 2018/2019 - Landeshauptstadt Magdeburg

Verbandsliga: Ausgeglichenheit ist Trumpf

Einen Landesmeister, der sein Aufstiegsrecht auch wahrnimmt, wünschen sich die FSA-Funktionäre für die neue Saison. Ein Blick zurück zeigt, dass das in den vergangenen Jahren keineswegs immer funktioniert hat.Von Hans-Joachim MalliMagdeburg - „Ich möchte endlich wieder einen Meister sehen, der auch aufsteigen will“, sagte FSA-Vize Jörg Bihlmeyer unlängst der Magdeburger Volksstimme. Mit dieser Aussage wird ein Dilemma der letzten Jahres deutlich.Wie schon in den Jahren 2013, als Landesmeister Haldensleber SC zugunsten von Vize Union Sandersdorf verzichtete, oder 2014, als der TV Askania Bernburg den Platz von Landesmeister BSV Ammendorf einnahm, nahm auch nach der Saison 2017/2018 nicht der Verbandsliga-Erste BSV Ammendorf das Aufstiegsrecht wahr, sondern Emporkömmling Blau-Weiß Zorbau.

Anstoss - Fußballsaison 2018/2019 - Landeshauptstadt Magdeburg

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Fortunas Karl-Eduard Postrach (links) im Zweikampf mit Michael Lerchl von Blau-Weiß Zorbau, das in der aktuellen Saison in der NOFV-Oberliga Süd spielt. Foto: Eroll Popova

Nicht allen Meistern bekommt der Aufstieg

Fußballhistorie Vor allem finanzielle Turbulenzen stoppen sportlichen Höhenflug / Etliche Ex-Meister abgetaucht

Von Hans-Joachim Malli

Magdeburg - Während in den letzten Jahren zunehmend die Tendenz zu verzeichnen war, dass der Landesmeister auf sein Aufstiegsrecht verzichtet, wie zuletzt der BSV Ammendorf, war es früher für einen Landesmeister ehrenvoll und nahezu eine Verpflichtung, künftig eine Liga höher zu kicken.

Sachsen-Anhalts Landesmeister

2018: BSV Ammendorf
2017: 1. FC Lok Stendal
2016: SV Merseburg 99
2015: FSV Barleben
2014: BSV Ammendorf
2013: Haldensleber SC
2012: Hallescher FC II
2011: FC Grün-Weiß Piesteritz
2010: 1. FC Magdeburg II
2009: VfL Halle 96
2008: TV Askania Bernburg
2007: VfB Sangerhausen
2006: SV Dessau 05
2005: TSV Völpke
2004: SV Dessau 05
2003: VfB Germania Halberstadt
2002: FC Anhalt Dessau
2001: SV Braunsbedra
2000: Hallescher FC
1999: FC Anhalt Dessau
1998: 1. FC Aschersleben
1997: Hallescher FC
1996: SV Fortuna Magdeburg
1995: VfL Halle 96
1994: 1. FC Aschersleben
1993: SV Merseburg 99
1992: FC Einheit Wernigerode
1991: SV Merseburg 99

1952: BSG Chemie Agfa Wolfen
1951: BSG Stahl Magdeburg
1950: BSG EHW Thale
1949: ZSG Union Halle

(1952 wurde das Land Sachsen-Anhalt aufgelöst, 1990 wiedergegründet)

Doch viele frühere Landesmeister, auch der jüngeren Vergangenheit, sind inzwischen in der sportlichen Bedeutungslosigkeit verschwunden oder gar nicht mehr existent.

Der 1. FC Aschersleben , 1994 und 1998 Landesmeister und Oberligaaufsteiger, stieg postwendend immer wieder stets ab, rutschte zwischenzeitlich bis in die Kreisoberliga ab und strich 2011 aus Liquiditätsgründen endgültig die Segel.

Ähnlich erging es dem TSV Völpke, der es einst aus der damaligen Kreisliga Oschersleben bis zum Landesmeistertitel und 2005 in die Oberliga brachte. Ein Jahr zuvor spielten die Völpker im DFB-Pokal vor 21 000 Zuschauern in Dessau gegen den FC Bayern München (0:6). Nach einem Jahr Oberliga folgte der Gang zurück in die Verbandsliga. Nachdem der TSV keine Mannschaft mehr auf die Beine stellen konnte, kam 2015 die Abmeldung des Vereins vom Spielbetrieb, der aktuell in der 2. Bördekreisklasse kickt.

Beinahe überhoben hätte sich Fortuna Magdeburg 1996 nach dem Gewinn der Landesmeisterschaft am folgenden ehrgeizigen Projekt „Fortuna 2000“, mit dem der SVF unter der Präsidentschaft von FCM-Idol Joachim Streich zur Nummer eins in der Landeshauptstadt werden wollte.

Ausgerechnet im Sommer 2000 folgte nicht zuletzt aufgrund finanzieller Turbulenzen der Absturz bis in die Landesklasse. Aktuell ist der SV Fortuna einziger Magdeburger Verbandsligist.

Verschwunden, weil inzwischen aufgelöst, sind die zweiten Mannschaften des FCM und HFC als Leistungsteams.

Ausblick Mehrere Titelanwärter / Wie schlagen sich die Neulinge Westerhausen und Kelbra?

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BSV-Präsident Lutz Schülbe, dessen Meister-Kicker eine starke Rückrunde hinlegten und fünf Punkte vor Zorbau die Saison beendeten, schätzte die wirtschaftlichen Gegebenheiten der früheren BSG Waggonbau richtig ein, als er frühzeitig den Verzicht auf den Aufstieg bekanntgab.

Hinter dem Duo Ammendorf und Zorbau gab es bis zum Schluss ein Hauen und Stechen um Platz drei zwischen Edelweiß Arnstedt, dem VfB IMO Merseburg, dem starken Aufsteiger Rot-Weiß Thalheim und dem SV Dessau 05.

Merseburgs Routinier Steve Rolleder wurde mit 25 Treffern Torschützenkönig vor dem Arnstedter Viktor-Ramon Roldan- Arias (24) – der in der neuen Saison für Verbandsligaaufsteiger Westerhausen auf Torjagd geht – und dem Ammendorfer Soufiane Batoure (23 Tore).

Überhaupt bleibt abzuwarten, wie sich die beiden Neulinge SV Westerhausen und SV Kelbra in der neuen Umgebung machen. Zu den Favoriten im Kampf um den Landesmeistertitel ist neben Oberligaabsteiger Barleben und Titelverteidiger Ammendorf sicherlich auch der VfB IMO Merseburg zu zählen. Wie sich der Vorjahresdritte Edelweiß Arnstedt nach den zahlreichen Ab- und Zugängen macht, muss man sehen.

Bastian Benkel, Kapitän von Fortuna Magdeburg, meinte: „Ich erwarte eine sehr ausgeglichene Liga, in der es oben wie unten bis zum Schluss spannend bleibt.“

Staffelleiter Stephan Gräfe wünscht sich: „Eine faire und spannende Verbandsliga-Saison und einen neuen Landesmeister als Aufsteiger in die Oberliga.“

Nicht nur im Fall Barleben wurde erneut deutlich, dass die Oberliga für die meisten Vereine ein großes finanzielles Risiko darstellt, denn nach wie vor fließen Sponsorengelder zumeist spärlich, bringen die wenigen Zuschauer kaum Einnahmen. Dafür wächst der Kostendruck, nicht zuletzt durch Verbandsvorgaben.

Das ist einer der Gründe, warum längst nicht mehr die Landesmeister aufsteigen, sondern „finanzkräftigere“ Vereine wie zuletzt Blau-Weiß Zorbau. Die Kicker aus dem Burgenlandkreis, vor zwei Jahren noch in der Landesliga unterwegs, dürfen sich nun gegen die sportlichen Schwergewichte der NOFV-Oberliga Süd beweisen, als da wären die beiden Regionalligaabsteiger Luckenwalde und Chemie Leipzig, aber auch der FC Inter Leipzig und der VFC Plauen.

Mit den Stürmern Djibril N’ Diaye (Neustrelitz), Christopher Kullmann, Neuzugang beim TV Askania Bernburg, Trainer Dietmar Demuth bei Chemie Leipzig, Coach Maik Kunze beim Neuling Zorbau oder Torwarttrainer Detlef Zimmer beim FSV Luckenwalde ist auch durchaus namhafte sportliche Prominenz in der NOFV-Oberliga unterwegs.