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„Wir müssen zusammenhalten“

Anstoss - Fußballsaison 2019/2020 im Landkreis Börde

„Wir müssen zusammenhalten“

Thomas Klare, Trainer des Oscherslebener SC, berichtet im Interview mit Redakteurin Stefanie Brandt über den Wandel, den seine Mannschaft aktuell vollzieht.Volksstimme: Herr Klare, die Rückrunde Ihres Teams war eine Katastrophe. Was, neben den schlechten Trainingsbedingungen im Winter, gab den Ausschlag dafür?Thomas Klare: Die Einstellung der Spieler, aber auch die Tatsache, dass wir mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Zudem gab es arbeitsbedingte Ausfälle, so dass wir nie drei, vier Spiele am Stück ein Team durchspielen lassen konnten. Nach der guten Hinrunde hatten wir die Nase zu weit oben. Wenn man dann aufgrund der schlechten Vorbereitung in einen Negativstrudel gerät, kann man den Schalter nicht mehr umlegen.Worin ist die Ursache dafür zu suchen, dass in der Sommerpause so viele Spieler den Verein verlassen haben?Von Arbeit bis zu finanziellen Gründen gibt es da viele, wir gehen den Weg des Geldes nicht mehr mit. Floralb Daxha will sich beim HSC höherklassig ausprobieren, so etwas muss man verstehen, ihm wünschen wir alles Gute. Kevin Riedl wollte nochmal mit seinen alten Kumpels in Hötensleben zusammenspielen, mit denen er damals aufgestiegen ist. Auch das kann man nachvollziehen. So gibt es viele Gründe.Warum hat der OSC in Anbetracht der Personalsorgen und teils frühzeitig feststehenden Abgänge keine neuen Spieler verpflichtet?Ich habe Anstrengungen unternommen, aber die erste, spätestens die zweite Frage, die Spieler stellen, ist: Was kriege ich bei euch? Da kann man selbst Spieler aus der Kreisliga anrufen. Diese Entwicklung ist eine Katastrophe. Ich glaube, der Weg des Vereins ist ganz gut, aber man muss dann eben auch damit rechnen, dass man kleinere Brötchen backen wird in den nächsten Jahren. Wir müssen mehr auf den eigenen Nachwuchs gucken.Ist der Klassenerhalt unter diesen Bedingungen überhaupt realisierbar?Wir haben 14 Feldspieler. Davon hat sich leider Steffen Wegener jetzt die Achillessehne angerissen, Alex Guhl muss nach seiner Kreuzband-OP erst fit werden, aber ich warte auf ihn. Wenn alle gesund sind, haben wir eine gute Mannschaft. Rasch, Zabel, Wulf – die haben alle schon Verbandsliga gespielt. Brunner, Modler, Westphal - auch die Jungen haben Qualität. Uns fehlt nur die Breite. Trotzdem ist es ein realistisches Ziel.Wie machen Sie als Trainer Ihrem Team Mut?Ich packe die Spieler an der Ehre. Es sind alles Oschersleber. Die sehen, was los ist. Ich versuche positiv einzuwirken. Wir haben einen kleinen Kader, jetzt müssen wir erst recht zusammenhalten. So entsteht eine Gemeinschaft.Und wie motivieren Sie sich selbst?Genauso. Ich bin keiner, der aufgibt. Viele machen nichts, weil sie keine Fehler machen wollen, aber wenn keiner was macht, ist auch keinem geholfen. Es läuft auch mal was verkehrt, oder ich komme mit jemandem nicht klar. Man will es schon allen recht machen, aber das geht nicht. Manche sagen, ich bin zu lieb, muss die Spieler härter rannehmen. Aber ich weiß nicht, ob das in der aktuellen Situation richtig wäre. Ich sage mir: Du bringst die Jungs jetzt zum Klassenerhalt und dann kommen auch wieder bessere Zeiten.Wie hat sich die Stimmung im Team in der Sommerpause entwickelt?Da gab es für mich Aha-Erlebnis, als ich aus dem Urlaub zurück kam und die Mannschaft gegen Blankenburg gespielt hat. Es war eine super Stimmung auf dem Platz. Keiner hat gemeckert, jeder für den anderen gespielt. Das soll der Gradmesser für die Saison sein. Wir werden auch noch enger mit der zweiten Mannschaft zusammenrücken, als es ohnehin schon der Fall war, und ich denke, dass wir auch da positive Stimmung rauskriegen. Das ist aber auch immer abhängig von den einzelnen Spielern. Wenn einer Stunk macht, geht es nicht. Wir müssen zusammenhalten.Die Testspielergebnisse lesen sich gar nicht so schlecht. Sind Sie zufrieden mit der Vorbereitung?Blankenburg war nicht mit voller Mannschaft da, Ottersleben steckt im Umbruch, gegen Haldensleben hätten wir ein Tor machen können, aber auch noch zwei kriegen. Diese Ergebnisse sagen gar nichts aus. Es geht nur darum, fit zu werden und sich gut zu bewegen. Traurig stimmt mich, dass gegen Hötensleben nur fünf Spieler der Ersten dabei waren. Die 2:4-Niederlage liest sich blöd, aber wenn man bedenkt, dass die Innenverteidigung aus Hübner/Klare bestand, also alten Herren, dann war das in Ordnung. Die Spieler, die da waren, haben es gut gemacht.Worauf legen Sie Wert?Gerade jetzt, bei dem kleinen Kader, ist die Fitness ganz wichtig. Ohne Training ist man verletzungsanfälliger. Das müssen manche Spieler erst noch verstehen. Der Sportler braucht eine gewisse Grundfitness. Selbst in der untersten Kreisklasse ist das so: Wenn mein Körper nicht trainiert ist, passiert bei Belastung eher was.Bevor Sie das Traineramt übernommen haben, war das Team am Boden, hatte viele Abgänge zu verkraften und musste zwei Ligen tiefer neu anfangen. Droht dem Verein erneut so ein Debakel?Wir sind am Scheideweg. Gehen wir wie bisher weiter, setzen auf eigene Leute und beachten den Nachwuchs mehr, um dann nachhaltig was rauszuholen? Oder hoffen wir wieder darauf, dass wir Spieler von außerhalb kriegen? Es ist ja nicht nur bei uns so: Hötensleben, das war alles eine gute Generation, Wulferstedt genauso. Hornhausen war mal aus eigener Kraft in der Landesliga, dann fehlte der Nachwuchs und der Abstieg begann. Noch haben wir genug gute Spieler, um das abzuwenden, aber man muss darüber reden, wie es im Nachwuchs aussieht, ob man sich noch professioneller aufstellen kann. Spieler aus unserer B-Jugend sind erst in zwei, drei Jahren zu erwarten. Diese Zeit müssen wir überstehen.Mit welchen Wünschen gehen Sie in das neue Spieljahr?Dass wir uns stabilisieren, dass wir für unsere Verhältnisse eine gute Platzierung hinlegen, dass wir beide Teams durchkriegen. Und für mich ganz wichtig ist eine gute Stimmung in der Mannschaft.   

Anstoss - Fußballsaison 2019/2020 im Landkreis Börde

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Auf die Oschersleber um Nils Brunner (rechts) wartet eine schwere Saison. Foto: Ottfried Junge

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