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Zu viel des Guten?

Fit & Gesund

Zu viel des Guten?

Von Johannes Wimmer und Robin Haring       Auch dieses Jahr werden wir für unsere Gesundheit über 300 Milliarden Euro ausgeben und fünf Millionen Menschen in Kliniken, Praxen und Apotheken beschäftigen. Aber trotz dieser gigantischen Summe und des hohen Aufwands spüren viele Patienten, dass sich etwas verändert hat. Immer mehr Menschen zweifeln, ob all die Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheitschecks, Screenings, Medikamente und Operationen tatsächlich notwendig sind. Deutschland ist Arzt-Weltmeister. Niemand sitzt häufiger im Wartezimmer, schluckt mehr Medikamente, wird öfter geröntgt oder operiert. Aber leben wir deshalb gesünder? Oder sogar länger?Durchschnittlich geht jeder Deutsche jährlich 18-mal zum Arzt. Ältere Patienten sehen ihren Arzt mitunter 50- bis 60-mal im Jahr. Unsere Nachbarn in Dänemark oder den Niederlanden gehen nur etwa sechs bis siebenmal jährlich zum Arzt und leben genauso lange wie wir.

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Deutsche gehen sehr oft zum Arzt, aber nicht jeder Besuch ist auch wirklich nötig

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Im internationalen Vergleich hat Deutschland auch recht viele Krankenhäuser und Klinikbetten. Obwohl in den letzten 20 Jahren knapp ein Viertel der Krankenhäuser bereits geschlossen hat, sind wir im europäischen Vergleich immer noch gnadenlos überversorgt. Hätte Deutschland dieselbe Versorgungsstruktur wie zum Beispiel unser Nachbar Dänemark, würden hierzulande statt 1980 nur noch 330 Krankenhäuser übrig bleiben.

Gemeint ist damit der offensichtliche Zusammenhang zwischen der Dichte von Anbietern (Ärzten und Krankenhäusern) und der Häufigkeit bestimmter medizinischer Leistungen. Das bedeutet: Je mehr leere Krankenhausbetten, OP-Säle, MRT-Röhren und andere Gerätschaften zur Verfügung stehen, desto wahrscheinlicher ist deren unnötige Inanspruchnahme. Deutlich wird dieser Zusammenhang vor allem beim Anstieg operativer Eingriff e am Bewegungsapparat, zum Beispiel der Wirbelsäule. Dabei wäre eine Operation in den meisten Fällen nicht notwendig. Von 100 Patienten, die auf einem OP-Tisch lagen und bei denen ein Operateur zum Skalpellgriff , war dies bei 80 Patienten gar nicht nötig.

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Wir schlucken auch immer mehr Medikamente. Bei älteren Menschen sind täglich fünf oder mehr Pillen der Normalfall. Natürlich möchte Ihr Arzt sicher sein, dass Sie die Behandlung bekommen, die Sie brauchen. Nur diese Fürsorge schießt leider oft über das Therapieziel hinaus.

Auch wenn der gesamte Umfang dieser nicht notwendigen medizinischen Maßnahmen unbekannt ist, schätzen Wissenschaftler das Ausmaß vergleichsweise hoch ein. Egal, ob krank oder gesund – unabhängig vom tatsächlichen Gesundheitszustand sind Privatpatienten besonders anfällig für das sogenannte VIP-Syndrom: mehr Arztkontakte, mehr Diagnostik und mehr Behandlungen. Zwar sind Patienten dank der umfangreichen medizinischen Zuwendung zunächst zufriedener, aber in der Folge führen Übertherapien und Fehldiagnosen dazu, dass überversorgte Patienten nicht länger leben, sondern nur zufriedener sterben.

Grundsätzlich genießen wir in Deutschland zwar einen breiten Zugang zu einem der weltweit leistungsfähigsten Gesundheitssysteme. Aber trotzdem, oder gerade deshalb, gibt es in unserem Gesundheitssystem alles und davon zu viel. Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir mehr Kliniken, mehr Krankenhausbetten, mehr Arztbesuche und mehr Operationen als notwendig. Deshalb müssen wir besser verstehen, wann es sich lohnt, medizinisch aktiv zu werden.

Sprechstunde

Wir müssen reden!

Burkhard Sonntag ist Facharzt für Allgemein- und Palliativmedizin und arbeitet in einer Klinik für geriatrische Rehabilitation in Baden-Württemberg
Burkhard Sonntag ist Facharzt für Allgemein- und Palliativmedizin und arbeitet in einer Klinik für geriatrische Rehabilitation in Baden-Württemberg
Q Rund 13 000 Fremdwörter umfasst das Vokabular eines durchschnittlich gebildeten Arztes. Aber wenn ich meinen Patienten verstehen will, muss ich mich auf seine Wellenlänge einstellen. Ich muss zuhören: Was hat mein Patient wirklich auf dem Herzen? Waren die Halsschmerzen nur ein „Türöffner“, weil er unsicher war, ob er es wagen sollte, mit mir über seine Depressionen zu sprechen? Unsere Patienten wollen verstehen, was mit ihnen nicht in Ordnung ist. Sie wollen von uns eine realistische Einschätzung ihrer Lage, sie wollen ernst genommen werden. Gemeinsam müssen wir einen Handlungsplan entwerfen. Nur selten kann nach dem ersten Gespräch eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Beide Seiten müssen ein Stück Unsicherheit akzeptieren. Die Kunst für mich als Arzt besteht darin, vorauszuschauen, welche unvorhergesehenen Ereignisse eintreten können, und dem Patienten entsprechende Handlungsanweisungen mitzugeben.

Sind Sie in Form?

Wie fit sind Sie in Gesundheitsfragen? Unser Test fühlt Ihnen ein bisschen auf den Zahn, weckt Ihre Sinne und hilft , ein Stück weit achtsamer mit dem eigenen Körper zu werden. 

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1. Wie lang wäre die Strecke, wenn man alle roten Blutkörperchen eines Menschen aneinanderreihen würde?

L) Von Hamburg bis Rom
W) Einmal um die Erde
A) Mehr als die halbe Strecke zum Mond

2. Wie viel Obst und Gemüse pro Tag sollten Erwachsene und Kinder zu sich nehmen?

T) Etwa drei Portionen
C) Am besten fünf Portionen
E) Rund zwei Portionen

3. Wie viele Stunden sollte man seinen Augen zuliebe pro Woche maximal auf ein Smartphone und/oder einen Computer schauen?

H) Nicht mehr als 30 Stunden
B) Um die 24 Stunden
O) Etwa 40 Stunden

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4. Was schützt Kinder vor Allergien?

N) Strenge Hygiene
T) Alltäglicher Kontakt mit Schmutz
A) Lebensmittel aus biologischem Anbau

5. Was hilft bei Hautunreinheiten?

I) Peelingprodukte
A) Sonne oder Solarium
E) Salizylsäure

6. Wie viel Zahnbelag bleibt, wenn man nur die Bürste benutzt?

L) Etwa 10 Prozent
S) Rund 25 Prozent
N) Etwa 30 Prozent

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7. Was ist der grüne Star?

D) Eine Fehlfunktion der Regenbogenhaut
P) Eine Spätfolge nach Bindehautentzündung
S) Eine Schädigung des Sehnervs, die zur Erblindung führen kann

8. Welcher Sport ist nach einem Bandscheibenvorfall ratsam?

I) Inline-Skaten
O) Tennis
U) Bowling

9. Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Burpee“?

T) Ein veganer Hamburger
W) Ein Fitnessgerät zur Fettverbrennung
E) Eine Mischung aus Kniebeuge, Liegestütz und Strecksprung

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10. Salz kann den Blutdruck in die Höhe treiben. Wie viel Gramm pro Tag sind laut Ernährungswissenschaftlern gesund?

G) Höchstens sechs Gramm
F) Etwa acht Gramm
T) Nicht mehr als zehn Gramm

11. Welche Menge an Milchprodukten pro Tag sind bei Arthrose empfehlenswert?

E) Keinerlei Milch und Milchprodukte
U) Rund 300 Milliliter
A) Bis zu 500 Milliliter

12. Welche Raumtemperatur ist zum Schlafen optimal?

V) Zwischen 20 und 24 Grad
T) Zwischen 16 und 18 Grad
M) Das individuelle Wohlfühlklima

13. Wann gilt der Blutdruck hierzulande als erhöht?

A) Bei einer Überschreitung der Werte 140 zu 90 mmHg
U) Bei einer Überschreitung der Werte von 130 zu 80 mmHg
I) Wenn die Werte bei 120 zu 70 mmHg liegen

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14. Welches Wasser sollte nicht getrunken werden?

U) Rohes, ungefiltertes „Raw Water“
A) Leitungswasser
E) Wasser, das aus Plastikflaschen kommt

15. Welcher Salat ist der größere Eisenspender?

F) Feldsalat
R) Rucola
W) Eisbergsalat

16. Wie gelangen Hormone an ihren Wirkungsort?

F) Über das Rückenmark
S) Über das Blut
H) Durch das Zusammenspiel der Muskeln

Lösungssatz

Tragen Sie für das Lösungssatz die Kennbuchstaben der jeweils richtigen Antwort nacheinander in die Kästchen ein. Den richtigen Satz veröffentlichen wir am Donnerstag.

Großmutters Rat

Fichtennadelbad wirkt bei Husten

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Wenn die Erkältung mit untrüglichen Vorzeichen naht, sollte man am besten schnell ein Fichtennadelbad nehmen. Denn die Nadeln haben eine belebende, krampflösende Wirkung und regen die Durchblutung an. Zum Selbstherstellen die Fichtennadeln waschen und in einem Liter Wasser zehn Minuten kochen, dann die Lösung zum Badewasser dazugeben. iff

Das Rezept stammt aus dem Buch „Zwiebelwickel, Essigsocken & Co.: Traditionelle Heilmittel neu entdeckt“ von Karin Berndl und Nici Hofer, Eden Books.

Gute Prognosen für die Gesundheit

Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef wurden 2017 weltweit so wenige Neuansteckungen mit Kinderlähmung verzeichnet wie noch nie – dank Impfung.

Die Häufigkeit von Karies hat in den meisten Altersgruppen deutlich abgenommen.

Zum 1. Januar 2018 ist das Krankengeld gestiegen. Gesetzlich Versicherte erhalten jetzt bis zu 103,25 Euro pro Tag – etwa 2 Euro mehr als im Vorjahr.

Low-Carb-Diät ohne Kohlenhydrate oder lieber fettarme Ernährung? US-amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass beide Diät-Arten gleich gut beim Abspecken helfen und nichts mit Veranlagung zu tun haben.

Stressforscher raten dazu, Hektik im Alltag nicht immer negativ zu bewerten, und betonen, dass wir Stress für unsere Entwicklung und unser Wohlergehen brauchen. Wichtig sei dabei die richtige Balance zwischen Belastung und Regeneration.

Krebskranke, die in spezialisierten Zentren behandelt werden, haben eine höhere Überlebenschance als andere Krebspatienten

Rund 75 Prozent der Erwachsenen in Deutschland schätzen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein.

Experten rechnen damit, dass 3-D-Drucker in der Medizin dieses Jahr einen Boom erleben. Seit Längerem schon kommen sie etwa für Gefäßstützen zum Einsatz.

Bettruhe im Krankheitsfall? Das ist nicht immer eine gute Idee. Neue wissenschaft liche Erkenntnisse zeigen, dass das Liegen nur bei wenigen Beschwerden tatsächlich was bringt.

Die mittlere Lebenserwartung beträgt in Deutschland etwa 83 Jahre bei Frauen und 78 Jahre bei Männern.

Wasser aus dem Hahn ist hierzulande nicht ungesünder als gekauft es. Dennoch will die EU dieses Jahr weitere Qualitätsstandards festlegen, um nicht zuletzt den Konsum von Wasser aus Plastikflaschen zu minimieren.

Bis zum Jahr 2060 wird sich die Lebenserwartung weiter erhöhen auf über 89 Jahre bei Frauen und 85 Jahre bei Männern.

Gesund genießen

Eine Suppe wie von Oma

Diese heiße Mischung aus Meerrettich, Lauch und Kräutern wärmt nicht nur den Hals, sondern auch den Bauch

Foto: Josefin Linder, Jan-Thorbecke-Verlag, Ostfildern
Foto: Josefin Linder, Jan-Thorbecke-Verlag, Ostfildern
Diese Gemüsesuppe enthält jede Menge Wurzelgemüse, weshalb man auch keine gekörnte Brühe braucht. In Karotten stecken Vitamin B, Folsäure, ätherische Öle, Ballaststoffe und Karotinoide, die die Sehkraft und die Magen-Darm-Schleimhaut stärken. Bei der Einteilung des Rezepts in zwei Teile behandelt Teil 1 die Suppenbasis und Teil 2 das Gemüse, nachdem die Basis ein wenig köcheln durfte.

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So geht’s

Mit der Zubereitung von Teil 1 beginnen: Zwiebel und Knoblauch fein hacken, Lauch in dünne Scheiben schneiden und Meerrettich und Petersilienwurzel hinzufügen. In einem Topf mit dickem Boden alles mit gut einem EL Butter oder neutralem Öl, frischem Thymian, Rosmarin und einer großzügigen Prise Salz und frisch gemahlenem Pfeffer anschwitzen. Wenn die Mischung weich und glasig wird, Wasser angießen, Lorbeerblätter hinzugeben und aufkochen lassen.

Teil 2: Das Ganze zehn Minuten köcheln lassen, bevor man Kartoffeln, Möhren, Steckrübe und Sellerie in gleich großen Würfeln zugibt. Zudecken und simmern lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Das Wurzelgemüse hat alle Aromen und Nährstoffe an die Suppe abgegeben.

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Das wird gebraucht
Für 4 Portionen

Teil 1
1 gelbe Zwiebel
3–4 Knoblauchzehen
2 Stangen Lauch
2–3 EL geriebener Meerrettich
2–3 EL geriebene Petersilienwurzel
1–2 EL Butter oder neutrales Öl
2 EL fein gehackter Thymian
2–3 EL frischer, fein gehackter Rosmarin
Salz
grob gemahlener Pfeffer
1 l Wasser
2–3 Lorbeerblätter

Teil 2
5–6 kleine Kartoffeln
2–3 Möhren
¼ Steckrübe
½ kleine Sellerieknolle
½ kleiner Kohlkopf

Den Kohl in Streifen schneiden und dazugeben. Wenn dieser weich wird, ist die Suppe fertig.

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Das Rezept stammt aus dem Buch „Green Bonanza“ von der Food-Autorin Mia Frogner. Es ist erschienen im Jan-Thorbecke-Verlag.