Sport ANZEIGE

Wohin führt die Fahrt von Lok Jerichow?

Anstoss - Fußballsaison 2019/2020 im Jerichower Land & Zerbst

Wohin führt die Fahrt von Lok Jerichow?

Die 26 Spieltage der vergangenen Saison verschwendete niemand bei Lokomotive Jerichow einen Gedanken an den Aufstieg. In der Kreisoberliga rangierten sie im unteren Mittelfeld, dürfen sich jetzt dennoch eine Liga höher auf Landesebene beweisen.Von Tobias Zschäpe  Jerichow ● Der SV Lokomotive Jerichow kommt nicht umhin, in der Saison 2019/20 Geschichte zu schreiben. Erstmals in der Vereinsgeschichte spielen die Mannen von Trainer Sven Lange auf Landesebene, dabei hatten sie sich dafür sportlich gar nicht qualifiziert. 69:60 Tore bedeuteten 32 Punkte Rückstand auf Meister FSV Borussia Genthin. An den Gang eine Klasse höher dachte niemand.Ein historisches Novum führte Lokomotive schließlich dennoch in die Landesklasse I. Genthin und acht weitere Teams verzichteten auf den Aufstieg, sodass Jerichow der nächste Ansprechpartner für den Kreisfachverband (KFV) wurde. „Eine solch einmalige Chance konnten wir uns nicht entgehen lassen“, meinte Lange mutig. „Wer weiß, ob wir sie in naher Zukunft noch einmal bekommen hätten.“Lok Jerichow als Aufsteiger belächeltBis heute wird der Zuschlag für Jerichow von vielen verlacht. Wie kann es sein, dass ein Tabellenzehnter ein Aufstiegsrecht hat? Welches Signal sendet ein Aufstieg Jerichows zur Vereinssituation im Jerichower Land? Eine Lücke in den Statuten des KFV machte diesen möglich, denn dort war keine Begrenzung angegeben, bis zu welchem Platz der Sprung eine Klasse höher möglich ist. KFV-Präsident Fritz Franke sieht ohnehin keinen Grund, der gegen Lok spricht „Die Regularien geben es her und Jerichow traut sich diesen Schritt zu. Warum sollten wir ihnen Steine in den Weg legen?“ Beim Fußballverband Sachsen-Anhalt sah man diesen Schritt kritischer, schloss sich aber letztlich dem Urteil des KFV an. Der Vorsitzende des Spielausschusses Klaus-Dieter Fischer meinte zum Grund dieser Entscheidung: „Lok Jerichow und Trainer Sven Lange haben sich oft konstruktiv in das Vereinsgeschehen des Jerichower Landes und des Landes Sachsen-Anhalt eingebracht. Auf diesem Weg wollten wir dem Verein etwas zurückgeben.“ Zuletzt spielten in der altmärkisch geprägten Landesklasse-Staffel 2012/2013 Teams aus dem Jerichower Land. Borussia Genthin, Germania Güsen und der SV 90 Parey belegten zum Saisonende alle drei Abstiegsplätze.Keine Neuzugänge - Kader bleibt unverändertDamit sich ein solches Fiasko nicht wiederholt, wollen sich die Jerichower nicht verstecken und offensiv präsentieren. „Wenn du mit Angst in die Spiele gehst, hast du schon verloren“, zeigte sich Lange angriffslustig. „Wir haben diesen Weg nicht gewählt, um uns abschießen zu lassen. Wir wollen die Saison mit etwas Zählbarem beenden und die Klasse halten.“Dass das keine leichte Aufgabe wird, ist dem Übungsleiter klar. Aus sportlicher Sicht gleicht der Start in der neuen Liga einer Herkulesaufgabe. Keiner der Spieler hat Erfahrung auf Landesebene vorzuweisen und auch Neuzugänge gibt es keine. Eine Chance, bei der Verpflichtung neuer Spieler auf namhafte Akteure zu stoßen, blieb bislang Fehlanzeige. Trainer Lange zur Problematik: „Die Spieler, die wir angesprochen haben, wollten lieber in der Region Stendal spielen. Das Gebiet Altmark West war für sie uninteressant.“So muss sich der Kader, der im vergangenen Jahr gerade einen Mittelfeldplatz in der höchsten Liga des Kreises erzielen konnte, eine Klasse höher deutlich strecken. Die Mammutaufgabe Landesklasse beginnt für Lok gegen Rot-Weiß Arneburg am 17. August. Das erste Aufsteigerduell findet am 26. Oktober beim Rossauer SV statt. Spätestens dann weiß der „untypische Aufsteiger“ aus Jerichow, ob er konkurrenzfähig ist.Trotz der vielen Gegentore aus dem Vorjahr, liegt das Hauptaugenmerk in der Vorbereitung nicht ausschließlich auf der Defensivarbeit. „Wir müssen zunächst schauen, dass alle Spieler in den Punkten Ausdauer, Kraft und Fitness besser werden. Wenn wir die körperliche Basis legen, haben wir eine Chance um zu bestehen“, ist sich Lange sicher. Im ersten Test konnte die Mannschaft bereits das umsetzen, was der Trainer sich für die kommenden zwölf Monate vorstellt. Gegen den ostaltmärkischen Kreisoberligisten SV Blau-Gelb Goldbeck gelang Jerichow ein 11:0-Kantersieg der Hoffnung macht, dass man die nötige offensive Stärke mit in das „Abenteuer Landesklasse“ nehmen kann. Vielleicht vergeht den Kritikern des SV Lokomotive Jerichow in einem Jahr das Lachen, wenn die Lange-Elf den Klassenerhalt geschafft hat und eine andere, gestandene Mannschaft den Gang in die Kreisoberliga gehen muss.          

Anstoss - Fußballsaison 2019/2020 im Jerichower Land & Zerbst

##publishingDate##

Wohin führt die Fahrt von Lok Jerichow?-2
Der SV Lokomotive Jerichow in der Saison 2019/2020 (h.v.l.): Tino Fähse, Christoph Witt, Maik Franke, Chris Irmler, Steffen Höhne, Jeremias Randel, Dave Lüdersdorf, Tim Steffen, Tim Sens, David Tschimmel, Sven Lange (Trainer), Philipp Lange, (v.v.l.) Stefan Mattmann, Ronny Kühn, Philipp Kohlberg, Steven Biermann, Philipp Lenz, Erik Tautenhahn, Robin Brettin, Andreas Vogel. Foto: Lokomotive Jerichow

Platzierung der letzten fünf Jahre

2018/19 KOL 10. Platz
2017/18 KOL 9. Platz
2016/17 KOL 13. Platz
2015/16 KOL 12. Platz
2014/15 KL Nord 1. Platz

Landesklasse - Unabhängig vom Ausgang des „Abenteuers“ schreibt der Aufsteiger Geschichte