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Karpaltunnelsyndrom: Ein Nerv unter Druck

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Karpaltunnelsyndrom: Ein Nerv unter Druck

Ursache für die Verengung des Karpaltunnels können Erkrankungen des Handgelenks sein. Foto: AOK-Mediendienst

(ams) ● Wenn das Handgelenk schmerzt und sich die ersten drei bis vier Finger öfter unangenehm taub anfühlen, kann ein Karpaltunnelsyndrom die Ursache sein. Betroffen ist der Medianus-Nerv, der unter anderem die Innenseiten von Daumen, Zeige-, Mittel- und einen Teil des Ringfingers sensibel - also in Bezug auf die Wahrnehmung - versorgt. Eine Ursache für die Verengung des Karpaltunnels können frühere Erkrankungen oder Verletzungen im Bereich des Handgelenks sein, die Fehlstellungen nach sich gezogen haben. „Auch Über- und Fehlbelastungen wie starker Druck auf das Handgelenk oder eine extreme Streckung oder Beugung des Handgelenks, zum Beispiel beim Arbeiten mit dem Presslufthammer oder am Fließband, können eine Rolle spielen“, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Daneben können bestimmte Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes mellitus oder Sehnenscheidenentzündungen die Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms (KTS) begünstigen. Weil weibliche Hormone die Flüssigkeitseinlagerung und die Dichte des Bindegewebes verändern, sind Frauen - vor allem im Alter zwischen 40 und 50 Jahren - dreimal häufiger als Männer von einem KTS betroffen.Die Beschwerden treten vor allem nachts und gegen Morgen auf, da viele Menschen im Schlaf die Handgelenke angewinkelt haben, was die Durchblutung einschränkt. Neben einem Taubheitsgefühl in den Fingern können auch Schmerzen in der Hand sowie am Handgelenk bis hin zum Ellenbogen die Folge sein. Anfangs sind diese meist nur vorübergehend und verschwinden durch Lageänderung, „Ausschütteln“ der Hände oder kurze Massagen wieder. Doch je länger der Druckzustand anhält, desto stärker wird der Nerv geschädigt. Im Extremfall kann sogar die Muskulatur des Daumenballens schwinden. Um herauszufinden, ob es sich um ein Karpaltunnelsyndrom handelt, macht der Arzt oder die Ärztin bestimmte Tests: Beim Hoffmann-Tinel-Test wird über dem Karpaltunnel auf die Haut geklopft. Spürt der Patient ein Elektrisieren, das bis in die Finger zieht, kann dies ein Anzeichen für ein KTS sein. Beim Phalen-Test muss der Patient das Handgelenk so stark wie möglich beugen und in dieser Position halten. Kribbelt es in den ersten drei oder vier Fingern, ist dies ebenfalls ein Hinweis. Erhärtet sich der Verdacht, folgt zur Diagnosesicherung eine Elektroneurografie.Bei leichten bis mittelschweren Beschwerden wird die Erkrankung zunächst konservativ behandelt - in der Regel mit einer Unterarmschiene. Die Schiene wird nachts getragen und soll verhindern, dass das Handgelenk abknickt. Patienten sollten außerdem Belastungen vermeiden, die ein KTS auslösen könnten. Anders als häufi g vermutet, spielt die Tätigkeit am PC hier aber kaum eine Rolle. Bringt die Schiene keine Erleichterung, können die Beschwerden mit Kortisonspritzen in den Karpaltunnel behandelt werden. Kortison lässt das Bindegewebe abschwellen und entlastet so den betroffenen Nerv. Eine Kortisontherapie sollte jedoch nur über einen kurzen Zeitraum angewendet werden. Bessern sich die Beschwerden dann immer noch nicht oder kommen wieder, kann eine Operation erwogen werden. Sie wird meist ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt, entweder minimalinvasiv oder als offene Operation. „Dabei wird das Karpalband durchtrennt, das sich quer über die Handwurzelknochen spannt. Dadurch haben die durch den Karpaltunnel verlaufenden Sehnen und Nerven mehr Platz und werden vom Druck entlastet“, erklärt Ärztin Debrodt. Wie jede Operation bringt auch dieser Eingriff Risiken mit sich: Neben möglichen OP-Komplikationen, wie Infektionen, kann es sein, dass der Nerv verletzt oder - sehr selten - durchtrennt wird. Die meisten Menschen werden durch den Eingriff jedoch beschwerdefrei und sind in der Regel nach wenigen Wochen wieder arbeitsfähig. AOK-Mediendienst

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