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Es braucht keine Wunder, aber eine Steigerung

Fußballsaison 2020/2021 - Burg, Genthin, Zerbst

Es braucht keine Wunder, aber eine Steigerung

Mittelfristig hat der SV Eintracht Gommern die Landesliga als Ziel ausgerufen. Kurzfristig aber kann es nach dem verpatzten Saisonstart in der Staff el 2 nur darum gehen, als Team zusammenzuwachsen und nicht in den Abstiegsrängen hängen zu bleiben.

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Ruben Hübener (l.) steht mit seinen 17 Jahren für den eingeschlagenen langfristigen Weg des SVE, der einen enormen Verjüngungsprozess durchlebt. Dank guter Leistungen in der Vorbereitung zählt der Youngster zu den aktuell wenigen Lichtblicken. Foto: Björn Richter

Eintracht Gommern: Nach schwieriger Vorbereitung steht runderneuertes Team früh mit dem Rücken zur Wand

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Gommern - Olaf Worschech muss in diesen Tagen gar nicht die ganz feinen Hochfrequenz-Antennen ausfahren. Es reicht, wenn der Trainer des SV Eintracht Gommern beiläufig hinhört. Was er dann mitbekommt, überrascht ihn allerdings nicht: „Wenn derzeit im Umfeld nicht auch so etwas wie Unruhe zu spüren wäre, würde etwas schief laufen.“ Zumal beim stolzen Verein von der Ehle, wo die Erwartungen seit je her hoch liegen, auch von einem gewissen Grundrauschen ausgegangen werden darf. Alles Gute ist eben nie beisammen.

In das gewohnheitsmäßige Gemurmel der Skeptiker mischen sich aktuell allerdings auch die Stimmen der Realisten, die sich ohne ein einziges Erfolgserlebnis in den Test- und Pflichtspielen fragen, was eigentlich in den vergangenen Wochen schief gelaufen ist. Frei von Schwarzmalerei muss die Antwort lauten: alles, was irgendwie schief laufen konnte. Der verpatzte Start ist nur die Fortsetzung einer gründlich misslungenen Vorbereitung. „Insgeheim war damit zu rechnen, dass wir anfangs Niederlagen beziehen würden. Das Deprimierende ist allerdings deren Höhe.“ So folgte auf 1:5-Heimpleite zum Auftakt gegen Fortuna Magdeburg II mit der 2:8-Ohrfeige in Niederndodeleben der vorläufige Tiefpunkt.

So hängt die Rote Laterne der Staffel 2 bereits kurz nach dem Saisonauftakt in Gommern. Das allein mag zum jetzigen frühen Zeitpunkt noch keinen fußballerischen Weltuntergang beim SVE heraufbeschwören. Doch der Trainer ist nicht erst seit dem scharfen Start in die neue Serie in Alarmbereitschaft. „Der Fitnesszustand ist das eine und nach der zu kurzen Vorbereitung auch nicht verwunderlich. Aber wenn aus einem 31er-Kader wie in Niederndodeleben nur 13 Spieler zur Verfügung stehen, fehlt logischerweise auch eine ganze Menge Qualität auf dem Platz.“ Nachdem erste Verletzungen und die Urlaubsphase den Kader zusehends ausdünnten, sind es nun neben einem weiterhin stark frequentierten Lazarett berufliche Verpflichtungen, die ins personelle Kontor schlagen. „Der augenblickliche Trainingsstamm von 15, 16 Leuten spiegelt ganz gut wider, wie die Voraussetzungen an den Wochenenden sind.“

Über ein Dutzend neue Gesichter

Dabei verfolgten Gommerns Kaderplaner in den vergangenen Monaten vor allem das Ziel, derartige Engpässe zu vermeiden. 15 neue Spieler sind seit Jahresbeginn hinzugekommen. „Effektiv helfen uns davon drei oder vier sofort weiter. Aber wir verfolgen ein langfristiges Konzept. Der ganz große Teil entstammt dem eigenen Nachwuchs und soll sukzessive an den Männerbereich herangeführt werden“, erklärt Worschech. Einen Löwenanteil der knappen Vorbereitungszeit beanspruchte folglich die Integration der zahlreichen neuen Gesichter. Noch ehe es an den Feinschliff ging, erschwerten die ersten Ausfälle jedoch den Prozess des Kennenlernens und Zusammenfindens der neuen Mannschaft.

Eine wirkliche Stammformation hat sich so bisher nicht ergeben. Wie auch angesichts der Umstände, die dem Trainer zwar das Brüten über die Aufstellung abnehmen, zugleich aber kaum Spielraum für taktische Überlegungen lassen? Mit Niclas Randel und Florian Panwitz saßen etwa in Niederndodeleben zwei angeschlagene Kräfte auf der Ersatzbank, von denen eigentlich kaum spielerische Belebung ausgehen konnte – zumal die Begegnung bereits beim Stand von 7:1 zur Pause entschieden war. Ironischerweise steuerte Panwitz nach seiner Hereinnahme einen Treffer bei, was das Endergebnis aber nur unwesentlich erträglicher machte.

In der Pflicht stehen andere bei der Eintracht. Denn klar ist auch, dass von Gommerns Alteingesessenen mehr erwartet wird, damit sich das Team aus dem Sumpf befreien kann. Worschech appelliert daher an alle seine Schützlinge: „Bis auf Weiteres erwarte ich von der Mannschaft keine Wunderdinge. Wohl aber eine gewaltige Steigerung.“ Allein damit ließen sich auch schon die Nebengeräusche auf und neben den Platz um ein paar Dezibel herunterdrehen. Von Björn Richter
    

INFO:

Zugänge: Justin Schaffrath (Blau-Weiß Niegripp), Alexander Schellbach (TSG Calbe), Marcus Mücke (Union Schönebeck II), Sascha Körner (Wacker Felgeleben), Max Bellach (Möckeraner TV), Ruben Hübener, Tobias Jankow, Paul-Robin Laabs, Yannick Kunitschke (alle eigener Nachwuchs)
Abgänge: Florian Mentzel (Blau-Weiß Pretzien), Andreas Hoffmann (Karriereende), Maximilian Döring (pausiert), Kevin Schulz (Wechsel in den Betreuerstab)
Gründungsjahr: 1923
Mitglieder: ca. 1000
Größter Erfolge: Sieger FDGB-Bezirkspokal 1959, 1977, 1983, Landesliga 2001 bis 2009