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„An der Zukunft Europas bauen“

Wirtschaftskraft im Harz

„An der Zukunft Europas bauen“

An der Akademie Überlingen in Wernigerode werden verschiedene Alphabetisierungs- und Berufssprachkurse für ausländische Teilnehmer aus verschiedensten Staaten Europas angeboten. Julia Micheln, Abdul Ali Rage, Abdul Qayum Qatari, Tatjana Averyanenkova, Beate Vankova und Latina Aziz werden auch von der Teamleiterin und Projektbetreuerin Anke Oberth (hinten rechts) betreut. Foto: Frank Drechsler

Von Frank Drechsler  Wernigerode ● Einen Job zu finden und in Festanstellung zu arbeiten, das ist gegenwärtig in Deutschland einfacher als noch wenige Jahre zuvor. Die Arbeitslosenquote liegt im Altlandkreis Wernigerode derzeit bei 3,3 Prozent, was fast schon für bayerische Verhältnisse steht. Entgegen deutschen Arbeitsuchenden haben es jene aus anderen europäischen Staaten aber ungleich schwerer, einen Job zu finden. Die Gründe sind vielfältig. Vor allem Sprachbarrieren und andere kulturelle Hintergründe sind die Ursachen. Doch nicht nur dafür hat die Akademie Überlingen Lösungen und Programme in verschiedenen Kursen parat.Anderen kleinen Problemen, wie etwa Behördengänge, die sich als handfeste Hemmnisse für die Neu-Harzer erweisen könnten, wird sich an der Akademie gern angenommen. „Manche der Projektteilnehmer haben noch gar keine berufliche Praxis erfahren, andere haben hingegen durchaus schon einen Beruf erlernt oder einen Studienabschluss in der Tasche“, erklärt dazu Anke Oberth. Die Lehrerin arbeitet an der Akademie Überlingen als Teamleiterin und Projektbetreuerin. Sie erteilt den Auszubildenden auch Sprach- und so genannten Stützunterricht. „Hierbei sollen Schwächen der Teilnehmer erkannt und aufgezeigt werden. Wir wirken dem entgegen, indem wir Lösungsansätze vermitteln.“Viele der Prüflinge sind über das Bundesprogramm MobiPro nach Deutschland gekommen. Einzige Einschränkung ist, dass die Teilnehmer höchstens 27 Jahre alt sein dürfen und noch keine duale Ausbildung absolviert haben. Zurzeit sind es junge Europäer aus Slovenien, der Slowakei, Ungarn, Bulgarien und anderen Ländern, die über das Mobi-Harz in verschiedenen Ausbildungsberufen eine Lehre machen. Die Hälfte der Ausbildungskosten wurde hierbei bisher vom Bund übernommen. Allerdings läuft das Programm aus. 2016 seien darüber die letzten Teilnehmer in den Harz gekommen. Sie sind nun im dritten Ausbildungsjahr und schließen Anfang 2020 ab. Wie es dann mit der Finanzierung für Weiter- und Ausbildungen für die nach Deutschland kommenden jungen Europäer aussieht, muss abgewartet werden.Feststehe, dass die Unternehmen die Gesamtkosten für einen Auszubildenden allein nicht tragen könnten. In anderen Bundesländern hingegen habe man das Thema anders politisch angepackt und durchaus auf die Reihe bekommen. „Thüringen macht uns das beispielhaft vor“, so Oberth dazu weiter.Die drei- beziehungsweise dreieinhalbjährige duale Ausbildung an der Akademie Überlingen ist dabei keinesfalls branchenspezifisch ausgerichtet, sondern breit gefächert und längst nicht das Einzige, was an der Akademie Überlingen angeboten wird. Während sich andere Bildungsträger auf einzelne Berufszweige spezialisiert haben, werde hier ein breit gefächertes Branchenspektrum abgedeckt. „Unsere Teilnehmer sind nicht nur Restaurant- und Hotelfachkräfte oder Köche für die Hotel- und Gaststättenbranche, sondern auch Metallbauer, Anlagen- und Industriemechaniker. Die Auszubildenden besuchen die für sie zuständigen Berufsschulen in der ganzen Region. Die Akademie Überlingen ist das Bindeglied zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule“, so Oberth.Bei ihrer Arbeit stehen der Pädagogin weitere Team- und Projektleiter, die allesamt genauso international sind wie ihre Schülerinnen und Schüler selbst, zur Seite. So wie Lidia Roca Garcia. Die Spanierin ist als Teamleiterin für Kommunikation und Marketing zuständig und agiert mit weiteren Mitarbeiterinnen aus Deutschland, Tunesien und aus der Slowakei in einem internationalen Team. Bei allen Angeboten, vom Berufssprach- über Integrations- hin zum Alphabetisierungskurs, verstünden sich die Pädagogen keinesfalls als reine Problemlöser, die nur Nummern abarbeiteten. Vielmehr begleite man die Teilnehmer auf ihrem Weg in einen Beruf, gehe auf Hintergründe ein, die oftmals länderspezifisch sehr unterschiedlich ausfallen würden.Mit dem Programm ERASMUS wird von der Europäischen Kommission eine effiziente Förderung von Studienaufenthalten angeboten. Weitere internationale Programme verfolgen das Ziel, die Ausbildungs- und Beschäftigungschancen von Personengruppen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt durch den Erwerb berufspraktischer Erfahrungen im EU-Ausland zu verbessern. „Manche unserer Teilnehmer haben in ihrer Heimat noch nie einen Stift in der Hand gehalten. Viele wissen nicht, was es heißt, pünktlich zur Arbeit zu gehen oder was eine richtige Ausbildung überhaupt ist.Diesen jungen Menschen zeigen wir hier Perspektiven auf. Manche gehen zurück in ihre Heimatländer, andere bleiben hier, arbeiten, gründen Familien und werden sesshaft. Mit ihnen bauen wir gemeinsam ein bisschen auch an der Zukunft Europas“, sagt Anke Oberth.

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Inklusion wird mit Preis belohnt

Harz (pm) ● Der Inklusionspreis für die Wirtschaft 2019 zeichnet Unternehmen verschiedener Größen aus, die auf innovative und vorbildliche Weise zeigen, wie Inklusion im Arbeitsleben gestaltet werden kann. Daher ruft die Halberstädter Arbeitsagentur Harzer Unternehmen auf, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen und Bewerbungsunterlagen einzureichen. „Wir unterstützen den Inklusionspreis, weil er Jahr für Jahr ganz konkret zeigt, dass Menschen mit Behinderungen zum Unternehmenserfolg beitragen können“, sagt Alexandra Hahne, Teamleiterin des Arbeitgeber- Services der Halberstädter Arbeitsagentur.

Jetzt bewerben
Gerade angesichts der zunehmenden Fachkräfteengpässe und wachsender Nachwuchssorgen könne die Wirtschaft im Landkreis Harz nicht auf dieses Potenzial verzichten. „Schließlich ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Handicap am Arbeitsleben ein Gewinn für alle. Insbesondere für die Menschen selbst, aber auch für die Unternehmen“, fügt sie an. Bis zum 31. Oktober können Unternehmen für den Preis vorgeschlagen werden oder sich selbst bewerben.

Mehr Informationen und Bewerbungsunterlagen sind im Internet unter der Adresse www.inklusionspreis.de abrufb ar.

Akademie Überlingen macht junge Europäer fit für Harzer Arbeitsmarkt