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Ein dicht geknüpftes Vereinsnetz überspannt die Altmark

Ich liebe meine Altmark

Ein dicht geknüpftes Vereinsnetz überspannt die Altmark

Ohne Mitgliedschaft in einem Verein sei der Deutsche nicht lebensfähig, heißt es. Und auch die Legende, dass sich, sobald sich sieben Deutsche treffen, diese zwangsläufig einen Verein gründen müssen, scheint zwar etwas übertrieben, aber anhand von Zahlen auch nicht von der Hand zu weisen. In Deutschland gibt es zurzeit fast 600.000 Vereine.Eine recht hohe Zahl, aber doch bewegt sich der deutsche Vereinsmeier nur im europäischen Mittelfeld der Vereinsaffinität. Die Skandinavier und die Niederländer zeigen in dieser Richtung noch mehr kollektives Engagement. Nur unsere südlichen Nachbarn mögen es dagegen zwar auch gesellig, aber nicht per Statut festgelegt.Somit ist ein Nord-Süd-Gefälle zu beobachten und man könnte schlussfolgern, je länger und kälter die Winternächte umso intensiver die Vereinstätigkeit.Doch obgleich die Vereinsmeierei immer etwas belächelt wird, bildet sie doch überall das Rückgrat des kulturellen Lebens. Oft sind es, besonders in ländlichen Gebieten, nur noch die Vereine, die etwas an Abwechslung einbringen. Ob nun in sportlichen oder kulturellen Bereichen - der Möglichkeiten gibt es unzählige.Kleiner geschichtlicher Rückblick

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Ein dicht geknüpftes Vereinsnetz überspannt die Altmark-2

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Der rechtliche Grundstock für die Bildung von Vereinen in Deutschland wurde 1794 mit dem Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten durch Friedrich II (der Große) gelegt. Mit diesem wurde den preußischen Untertanen das Vereinigungs- und Versammlungsrecht zugestanden. Allerdings waren Vereine mit einer politischen Ausrichtung nicht geduldet, und bis 1848 gar verboten. Nach der deutschen Revolution 1848/1849 wurde das Vereins- und Versammlungsrecht in Preußen in vielen deutschen Ländern Auflagen normiert worden.

Hinsichtlich politischer Aktivitäten waren allerdings einige Auflagen mit eingearbeitet worden. Über die Einhaltung wachte die Obrigkeit, sprich die Vereinspolizei. 1964 wurde in der Bundesrepublik Deutschland das Vereinsgesetz erlassen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Reichsvereinsgesetz vom 19. April 1908 Gültigkeit. In der DDR wurde mit der Einführung des Zivilgesetzbuches der DDR zum 1. Januar 1976 auch das Vereinswesen geregelt. Seit 1990 unterliegen alle Vereine in Deutschland dem bundesdeutschen Vereinsrecht.

Vereine sind auch ein Hort für altes Handwerk und alte Sprachen

Überall im Lande engagieren sich Menschen im Lande, um ihre Fähigkeiten mit Gleichgesinnten zu teilen oder auch an andere weiterzugeben. Nur so ist es heute noch möglich, alte Handwerkskünste oder aussterbende Sprachen am Leben zu erhalten und das tägliche Leben mit diesen Begabungen zu bereichern. Fast kaum eine Veranstaltung lässt sich heutzutage noch ohne die Mitwirkung von Vereinen durchführen. Ob es nun Gesangsvereine, Tanzgruppen oder Blasensembles sind, die ihr Können auf diversen Festen präsentieren und damit andere Menschen mit ihren Aufführungen erfreuen oder auch Sportvereine, die mit ihren Leistungen beeindrucken.

Menschen helfen Menschen – Vereine machen es möglich

Doch oft darüber hinaus engagieren sich ehrenamtlich wirkende Menschen direkt für andere, oft in Not geratene, Menschen. So wären da unter anderem in Salzwedel „Die Tafel Salzwedel“, der Verein „Gemeinsam“, der „Hospizverein Salzwedel“, der „Familienhof Salzwedel“, die „Volkssolidarität“ oder auch das „Frauen- und Kinderhaus Salzwedel“, um nur einige zu nennen.

Um den Erhalt des kulturellen Erbes bemühen sich Menschen in Stadt und Land.


Der „Heimat- und Kulturverein Tylsen“ ist sehr erfolgreich mit der Kulturpflege in dem kleinen Dörfchen, der „Arbeitskreis Salzwedeler Altstadt“ wacht über die historische Innenstadt Salzwedels und die „Hansische Gesellschaft Salzwedel“ bereichert den Salzwedeler Kulturkalender mit ihren Aktionen rund um die Heiliggeistkirche. Und nicht zuletzt die „Urania“, die mit ihren Vorträgen und Reisen den interessierten Bürgern einen Teil des Wissens und des Schaffens der Menschheit näherbringt. Fördervereine haben sich gegründet, um zum Beispiel Schulen, Feuerwehren oder Sportverbände finanziell zu unterstützen. Sie sind das Netzwerk zwischen den Aktiven und den potenziellen Sponsoren. Auch das Deutsche Rote Kreuz ist ein Verein. Sie stehen stets in Bereitschaft, um Menschenleben zu retten. So zeigt sich, dass die Vereinstätigkeit in vielen Teilen unseres täglichen Lebens ein fester Bestandteil geworden ist und dass die Menschen in vielerlei Hinsicht davon profitieren.

Nachwuchsprobleme und Überalterung machen vielen Vereinen zu schaffen

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Wenn auch das Vereinsspektrum sehr breit aufgestellt ist und viele Bereiche der Gesellschaft abdeckt, so ist doch ein Negativtrend bei vielen Vereinen zu verzeichnen. Es ist leider seit einiger Zeit so, dass viele Vereine mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben. Gerade alte Traditionsvereine, wie Gesangs-, Volkstanz- oder Geschichtsvereine haben zum Teil große Nachwuchsprobleme.

Die Interessen der jungen Menschen haben sich verlagert. Das Vereinsleben bot früher die einzige Abwechslung im täglichen Ablauf. Mit dem Fortschritt der Technik änderte sich das. Erst das Radio, dann der Fernseher und heute Computer und Internet. Gerade das Internet bietet heute alle Möglichkeiten sich zu informieren und zu kommunizieren, ohne dass die vier Wände verlassen werden müssen. Einzig die Sportvereine sind von den Mitgliederzahlen her meist sehr gut aufgestellt und auch das Durchschnittsalter ist naturgemäß weit aus niedriger als in anderen Vereinen. Überall wird zwar kräftig die Werbetrommel geschlagen, aber es wird so sein, wenn nicht ein Umdenken bei den jungen Menschen stattfindet, dass gerade die alten Traditionsvereine nach und nach aus dem Vereinsregister verschwinden werden. Oliver Becker