Viele Wege führen zum persönlichen Glück – einer über die FeuerwehrAuch Holger Herrmann, Mitglied der Feuerwehr seit 1983, steht der Kampagne positiv gegenüber. Weiß er doch, dass der fehlende Nachwuchs das größte Problem der Feuerwehren, und das auf landesweiter Ebene, ist. Optimal für die Salzwedeler Feuerwehr wäre es, wenn die Anzahl der aktiven Mitglieder bei 100 liegen würde, sagt er. Mit dieser Personalstärke wäre eine Absicherung der Einsatzbereitschaft bei jeder Tageszeit gegeben. Doch vertritt er auch die Meinung, dass neue Mitglieder in den meisten Fällen nur über persönliche Kontakte zu gewinnen seien. Auch bei ihm sei das so gewesen, erzählt er in einem Gespräch, bei dem auch seine Frau Janette und Tochter Juliane zugegen sind, ebenfalls Mitglieder der Feuerwehr Salzwedel. Somit eine Familie, die sich einer gemeinsamen Sache verschrieben hat. Doch dieses sei kein Einzelfall, betont Holger Herrmann und nennt gleich noch ein paar Familien, bei denen ebenfalls mehrere Familienangehörige den einzelnen Feuerwehren angehören.Was vor fünfunddreißig Jahren begann, hält heute noch anEin Schulfreund habe ihn 1983 ermuntert, gemeinsam mit ihm, in die Feuerwehr einzutreten. Zu diesem Zeitpunkt habe er sich allerdings noch nicht vorstellen können, dass die Feuerwehr einmal den größten Teil seines Lebens einnehmen würde. Und das im privaten wie auch im beruflichen Bereich. Während der Ausbildung und der Armeezeit war bei ihm der Entschluss gereift, eine berufliche Laufbahn bei der Berufsfeuerwehr einzuschlagen. Dazu absolvierte er 1988 in Nardt bei Hoyerswerda eine sechsmonatige Grundausbildung. Anschließend trat er der Berufsfeuerwehr in Magdeburg Buckau bei. 1989 erfolgt eine Abkommandierung zur Berufsfeuerwehr des Kernkraftwerkes Stendal bei Arneburg. Zu diesem Zeitpunkt gab es bei ihm auch Überlegungen, ein Studium zum Brandschutzingenieur in Heyrothsberge aufzunehmen. Doch mit der politischen Wende 1989 gab es auch Umstrukturierungen bei der Feuerwehr. Herrmann wartete noch ein Jahr, bis es Gewissheit war, dass kein Studium mehr angeboten würde. 1991 wechselte er zur Einsatzleitstelle Notruf 112 in die Kreisverwaltung. 13 Jahre war er als Gruppenführer und 14 Jahre als Zugführer in der Freiwilligen Feuerwehr Salzwedel im Einsatz.Wenn die Feuerwehr zur Familiensache wirdSeine Frau Janette wurde 1994 von der Begeisterung, die ihr acht Jahre älterer Bruder Jürgen der Feuerwehr entgegenbrachte, angesteckt. Mit 23 Jahren, nach Abschluss ihrer Ausbildung, trat sie in den aktiven Dienst der Feuerwehr. Nur ein Jahr später hatte es zwischen ihr und Holger gefunkt, erzählt sie. Und wiederum ein Jahr später gaben sie sich das Ja-Wort. Bei der Feuerwehr gehe es eben schnell, lautet ihr Kommentar dazu.Zum Standesamt ging es in einem roten Opel Frontera, dem Einsatzfahrzeug, erinnern sie sich noch ganz genau. Die Mitglieder der Feuerwehr standen Spalier und mehrere Feuerwehrfahrzeuge waren ebenfalls vorgefahren. Anschließend wurde mit insgesamt 150 Personen in der Feuerwache in der St. Ilsenstraße gefeiert. Als sie nach Hause kamen, stellten sie fest, dass von den Kameraden inzwischen ein Kinderwagen auf das Dach des Mehrfamilienhauses in der Ernst-Thälmann-Straße montiert worden war. Natürlich nicht ohne Eigennutz der Kameraden, denn die Feuerwehr benötigte schon damals Nachwuchs. Ihre Tochter Juliane erblickte 1997 das Licht der Welt. Motiviert durch ihre Eltern und ihren älteren Bruder Andy, der auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr war, trat sie mit neun Jahren in die Jugendfeuerwehr ein und mit Erreichen der Volljährigkeit in den aktiven Dienst. Sie absolvierte ein duales Studium im Bereich Verwaltungsbetriebswirtschaft in Hannover und arbeitet beim Landkreis Lüchow-Dannenberg. Ihre Bachelorarbeit befasst sich am Beispiel der Feuerwehr Salzwedel mit Lösungsmöglichkeiten, die die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr sicherstellen. Sie könne sich gut vorstellen, in der Verwaltung mit Schwerpunkt Brandschutz tätig zu werden. Zurzeit wohnt Juliane noch bei ihren Eltern.Danach befragt, ob sich auch im privaten Bereich der Herrmanns alles um die Feuerwehr drehen würde, ist die Antwort ein Jein. Früher war es noch ausgeprägter, da war das Thema immer präsent, lautet die Einschätzung von Holger Herrmann. Denn auch viele ihrer Freunde sind Mitglieder einer Feuerwehr und so käme man, auch im privaten Bereich, immer wieder darauf zu sprechen. Man hat ein gemeinschaftliches Thema, vergleichbar mit Freunden, die dem gleichen Hobby frönen. Aber es macht auch stolz dabei zu sein. Er verweist dabei auf Mitglieder, die ihre Autos mit Feuerwehraufkleber versehen. Janette und Holger Herrmann wissen, dass es nicht einfach ist, Arbeit und Feuerwehr oftmals unter einem Hut zu bekommen. Aber dass es doch funktioniert, das haben sie in der Familie belegt. Oliver Becker